UN: Internet bisher größte technische Chance für Entwicklungsländer

Entwicklungsländer könnten nach einer UN-Studie vom Internet eher profitieren als von früheren technischen Revolutionen.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Entwicklungsländer könnten nach einer UN-Studie vom Internet eher profitieren als von früheren technischen Revolutionen. Das geht aus dem E-Commerce and Development Report 2001 hervor, den die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) gestern vorgelegt hat.

Trotz dot.com-Sterben gehen die Experten davon aus, dass E-Commerce auch weiterhin einen spürbaren Effekt auf das weltweite Wirtschaftsgefüge haben werde. "Selbst nach dem Zusammenbruch", heißt es in dem Bericht, "wächst der E-Commerce". Die Studie geht davon aus, dass es im Jahr 2004 eine Milliarde Internet-Nutzer geben wird. "Die starke Ausbreitung von Internet-Cafés und Mobiltelefonen in Gegenden von Entwicklungsländern, wo es kein festes Telefonnetz gibt, oft nicht einmal eine regelmäßige Stromversorgung, weist auf die bedeutende Rolle hin, die E-Business als Katalysator für die Wirtschaftsentwicklung spielen kann."

In dem Bericht, der die Auswirkungen von E-Commerce auf die globale Wirtschaft analysiert, warnen die Experten allerdings auch vor möglichen schädlichen Auswirkungen. Wenn die Entwicklungsländer auf technologischer Ebene nicht mit den Industriestaaten mithalten könnten, könnte E-Commerce das Gefälle zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten auch vergrößern.

Die Geschäftschancen für Entwicklungsländer lägen im Tourismus, Online-Handel und Teleservice, heißt es in dem Bericht. Zu den Erfolgsgeschichten des Berichtes zählt denn auch ein äthiopischer Online-Geschenkservice, der vorwiegend die wohlhabende Exil-Gemeinde in Europa und USA beliefert und eine Firma in Bangladesh, die auf Band gesprochene Patientenakten für Ärzte in den USA transkribiert. Das Unternehmen hofft in diesem Jahr auf einen Umsatz von 200.000 Dollar (ca. 443.000 Mark). Bei durchschnittlichen Löhnen von 20 bis 50 US-Dollar pro Monat boomt dieser Wirtschaftssektor. Bangladesh erwartet bis 2008 einen jährlichen Umsatz von 300 Millionen US-Dollar.

Wichtigste E-Business-Branche in den Entwicklungsländern sei der Tourismus. Die Fähigkeit, den internationalen Tourismusmarkt zu erschließen, sei jedoch vorläufig noch sehr begrenzt, weil es ihnen an Computer- und Internet-Kapazität und Einrichtungen für den Kreditzahlungsverkehr fehle. (wst)