Starker Röntgenstrahlungsausbruch auf der Sonne

Auf der Sonne hat sich in der vergangenen Nacht der stärkste Röntgenstrahlungsausbruch seit Beginn der Messungen ereignet. Der Einfluss auf die Erde ist voraussichtlich aber äußerst gering.

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Von
  • Urs Mansmann

Auf der Sonne hat sich in der vergangenen Nacht um 20.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit der stärkste jemals verzeichnete Röntgenstrahlungsausbruch ereignet. Der im englischen als "Flare" bezeichnete Ausbruch erreichte nach Schätzungen mindestens die Stärke X25, einige Experten vermuten, dass er sogar über X30 gelegen haben könnte. Der Messbereich der GOES-Satelliten reicht nur bis X17, dieser Wert wurde jedoch zwölf Minuten lang überschritten.

Dieser Ausbruch führte dazu, dass auf der Sonne zugewandten Seite der Erde der Kurzwellenverkehr über Stunden hinweg komplett zum Erliegen kam, da starke Röntgenstrahlung die in 80 bis 400 Kilometern Höhe gelegene Ionosphäre der Erde so stark anregt, dass sie Kurzwellensignale nicht mehr reflektiert, sondern absorbiert. Auch die Navigation per Langwellensignal kann dabei beeinträchtigt werden. UKW- und Satellitenanwendungen wie GPS, Funktelefone, Radio- und Fernsehempfang sind hiervon jedoch nicht betroffen.

Die Explosion ereignete sich in der Fleckengruppe mit der Nummer 10486, die bereits mehrere so genannte Superflares der Klasse X10 und höher ausgelöst hat. Diese Gruppe befindet sich durch die Drehung der Sonne nun aber am äußersten Sonnenrand und wird für 14 Tage nicht sichtbar sein. Der mit dem Ausbruch verbundene Massenauswurf der Sonne ist aufgrund der Position der Quelle nicht auf die Erde gerichtet, voraussichtlich wird das Erdmagnetfeld nur durch schwache Ausläufer dieses Masseauswurfs beeinflusst werden. Hätte der Ausbruch auf der Sonnenmitte stattgefunden und wäre die Erde dadurch in das Zentrum des Ausbruchs gelangt, hätte eine große Gefahr von Schäden an Satelliten und Stromnetzen bei Eintreffen der aus der Sonne geschleuderten Gaswolke bestanden.

Röntgenflares unterscheiden sich nach fünf Klassen: A, B, C, M und X. Jedem dieser Klassen wird ein Messwert zwischen 1,0 und 9,9 zugeordnet. Überschreitet er den Wert 9,9 wird er der folgenden Klasse zugeordnet. Ein Flare der Klasse X5 ist also 500-mal so stark wie ein Flare der Klasse C1. Wird der Messwert X9,9 überschritten, so läuft die Skala aber weiter. Ein Flare der Klasse X30 ist also 30-mal so stark wie ein Flare der Klasse X1.

Der Messwert gibt die Röntgenstrahlung im Bereich einer Wellenlänge von 1 bis 8 Angström an und wird in Watt pro Quadratmeter gemessen. Während Flares der Klasse A dabei eine Leistung von 10 bis 100 Nanowatt haben, hat ein Flare der Klasse X mindestens 100 Mikrowatt pro Quadratmeter. Das Flare der vergangenen Nacht kam sogar auf 2,5 bis 3 Milliwatt.

Normalerweise liegt die Hintergrundaktivität der Sonne je nach Aktivität in den Klassen A, B und C. Als Flares bezeichnet man dabei plötzliche Strahlungsausbrüche, bei denen die Röntgenstrahlung um das Mehrfache ansteigt. Das US-Amerikanische Space Environment Center (SEC) misst diesen Wert ständig mit Hilfe von Satelliten. Da die Erdatmosphäre für Röntgenstrahlen undurchlässig ist, ist auf der Erdoberfläche keine Messung möglich.

Ein Video des jüngsten Ausbruches ist bei Spaceweather.com zu sehen. Die aktuellen Messwerte der Röntgenstrahlung und eine Grafik der vergangenen drei Tage finden sich bei der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA).

Siehe dazu auch: (uma)