IT-Branche sieht Aufschwung in Sicht

Der Weltmarkt für Informations- und Kommunikationstechnologien (ITK) hat sich erholt -- es geht wieder aufwärts, heißt es im aktuellen Untersuchungsbericht des European Information Technology Observatory (EITO).

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Der Weltmarkt für Informations- und Kommunikationstechnologien (ITK) hat sich erholt -- es geht wieder aufwärts. Nach drei flauen Jahren -- 2003 musste sich die gebeutelte Branche noch mit mageren 0,8 Prozent zufrieden geben -- erwarten die Experten für Westeuropa einen Zuwachs um 3,1 Prozent für das laufende Jahr. Das geht aus dem aktuellen Untersuchungsbericht des European Information Technology Observatory (EITO) hervor, der am Donnerstag in Brüssel vorgestellt wurde. EITO, zu dessen Mitgliedern die Deutsche Messe AG (CeBIT), der IT-Branchenverband Bitkom sowie die beiden italienischen ITK-Unternehmen Smau und Simo gehören, wird vom Messebetreiber der Systems, der Deutschen Telekom, Telecom Italia, AMD und Sony gesponsert. Die Gelder fließen in Forschungsarbeit, die zum Ziel hat, der Branche jährlich einen Überblick über die Entwicklung der ITK-Märkte zu geben. Im diesjährigen Bericht sind auch Forschungsbeiträge der International Data Corporation (IDC), des Politecnico di Milano, von Forrester Research, der deutschen GfK und der OECD enthalten und machen EITO sozusagen zur Bibel der Branche.

Der zum zwölften Mal erscheinende 350 Seiten starke Jahresbericht findet daher weltweit Beachtung und wird auch von der Europäischen Kommission unterstützt. Erkki Liikanen, Europa-Kommissar für Unternehmen und die Informationsgesellschaft, begrüßte den positiven Trend und nannte die aus seiner Sicht wichtigsten Antriebskräfte für die Zukunft: eine fortgeschrittene Breitbandtechnik, die Nutzung mobiler Dienste "überall und zu jeder Zeit", die Entwicklung hin zu "Real-life-Programmen", die Herausforderung durch das noch ungelöste Spamming-Problem und die Einrichtung von Systemen für eine elektronische öffentliche Verwaltung. "E-Government ist längst umsetzbar", ermunterte Liikanen, "die Technologie ist fertig."

Der italienische EITO-Vorsitzende und Olivetti-Chef Bruno Lamborghini nannte als treibende Kraft ebenfalls vor allem die rapide Entwicklung der Breitbandtechnik. Die Anzahl der Breitband-Verbindungen (DSL und Kabelmodem) zeige eine hohe Wachstumsrate und werde sich bis 2007 mit rund 62 Millionen Verbindungen nahezu verdreifachen. Sowohl fest (via DSL) als auch drahtlos (via GPRS und UMTS) werde der schnell wachsende Netzzugang per Breitband die Nachfrage nach Internet- und neuen Multimedia-Diensten ankurbeln. Als weitere "Mega-Trends" bezeichnete Lamborghini die Entwicklung integrierter Netzwerke für E-Business und E-Government sowie das Zusammenwachsen von ITK, neuen Medien und Unterhaltungsindustrie.

Seinen Optimismus wollte der EITO-Chef auch mit Zahlen untermauern: Europa ist an der weltweiten Aufteilung des ITK-Kuchens mit 30 Prozent beteiligt, die USA mit 32 Prozent, Japan mit 12 Prozent. Das größte Entwicklungstempo aber legt Südostasien vor, vor allem China. Auch Mittel- und Osteuropa liegt gut im Rennen. Für diese Märkte prognostiziert EITO für 2004 eine Zunahme um 8,1 Prozent auf 42 Milliarden Euro. Das entspricht 6,4 Prozent des gesamteuropäischen Marktes. Unter den zehn EU-Erweiterungsländern, die ab Mai gleichberechtigte EU-Partner sein werden, zählen vor allem Polen, Tschechien und Ungarn zu den ITK-Schrittmachern.

Auch der IT-Markt Westeuropas wächst wieder. Nach einem Minus von 1,2 Prozent im Jahr 2003 verzeichnet er nach den EITO-Erhebungen 2004 wieder ein Wachstum von 2,4 Prozent und soll bis zum Jahresende einen Gesamtumsatz von 294 Milliarden Euro erreichen. Für den Telekommunikationsmarkt erwarten die EITO-Marktforscher für das laufende Jahr sogar einen Zuwachs von 3,8 Prozent bis zu einem Wert von 317 Milliarden Euro.

Bei allem Wachstums-Optimismus ließ sich Lamborghini indes auch warnend vernehmen: "Wir beobachten eine Entwicklung hin zu einer wahrhaft digitalen Welt, und Europa hat die Chance, eine entscheidende Rolle darin zu spielen. Aber es muss aufpassen, nicht schon am Anfang eines neuen ITK-Booms an Schwung zu verlieren. Sonst werden die USA und zunehmend auch China und Südostasien das Rennen machen." (Thomas Brandenburg) / (jk)