Metro zieht RFID-Karte zurück

Der Konzern will 10.000 Payback-Kundenkarten austauschen lassen, die einen RFID-Chip enthalten.

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  • Torsten Kleinz

In der Auseinandersetzung um den Einsatz der RFID-Technologie Future-Store von Metro konnten die Bürgerrechtler und Datenschutzaktivisten einen Teilerfolg erzielen. Wie die Metro AG heute mitteilt, wird der Konzern eine Forderung der Kritiker erfüllen und 10.000 Payback-Kundenkarten austauschen lassen, die einen RFID-Chip enthalten. Stattdessen werden die Kunden in den nächsten Wochen Karten ohne solche Chips erhalten. Der Konzern testet in der Rheinberger Filiale den Einsatz neuer Verkaufstechniken. Verschiedene Organisationen rufen für morgen zu einer Demonstration gegen den unkontrollierten Einsatz der neuen Technik auf.

Auf Nachfrage von heise online begründete Metro-Sprecher Albrecht von Truchseß den Rückzug damit, dass das Thema in der vergangenen Zeit zu sehr emotionalisiert worden sei. Die RFID-Chips in den Kundenkarten seien bisher nur eingesetzt worden, um ein Video-Abspiel-System im Future-Store zu ermöglichen. Kunden können dabei Filme bereits vor dem Kauf anschauen, wenn sie die RFID-gekennzeichneten Filme an das Lesegerät halten. Die Chips in den Kundenkarten dienten als Altersverifikation -- ohne eine solche Identifikation konnten nur Filme mit der Freigabe ab 6 Jahren gezeigt werden. Das System soll in Zukunft weiter laufen, allerdings müssen Kunden dann den Barcode auf der Payback-Karte einscannen, um ihr Alter zu verifizieren.

Metro sieht sich nicht zu Recht an den Pranger gestellt. "Wir haben das Thema in den vergangenen Monaten verstärkt kommuniziert", sagt von Truchseß. So sei zum Beispiel dem Antragsformular für eine Kundenkarte eine Information über den Einsatz von RFID beigelegt worden. Dem pflichtet auch der Netzaktivist Padeluun vom Bielefelder Foebud e.V. bei: "Ich finde es schade, dass Metro die ganze Prügel abbekommt, weil sie zeigen, dass sie diese Technik einsetzen." Andere Konzerne wie zum Beispiel Tchibo würden zu solchen Experimenten schweigen.

Uneinigkeit herrscht aber weiter um die zweite Forderung der Kritiker: die Einrichtung eines Gremiums aus Daten-, Verbraucher- und Umweltschützern sowie Bürgerrechtlern zur gesellschafts- und demokratieverträglichen Einführung der RFID-Techniken auf Kosten des Handelskonzerns. Metro nimmt für sich in Anspruch, zuvor bereits viele Gespräche geführt zu haben und sieht nicht ein, Organisationen zu finanzieren, die eine Kampagne gegen den Konzern fahren. Der Foebud sieht hingegen den Handelskonzern in der Pflicht, auch eine kritische Betrachtung der neuen Technik zu finanzieren. "Wir müssen den Punkt Geld ansprechen", sagt Padeluun. Den gigantischen Ausgaben für Public Relations stünden nur Pfennigbeträge für den Datenschutz gegenüber. Im Übrigen seien die Bürgerrechtler nicht völlig gegen den Einsatz der RFID-Technik, die vor allem in der Lagerhaltung der Konzerne Kostenvorteile verspricht. Die Einführung müsse aber gesellschaftlich begleitet und kontrolliert werden.

Trotz des Teilerfolgs wollen die Datenschützer morgen in Rheinberg eine Demonstration durchführen und eine Kundgebung vor dem Future-Store abhalten. Metro sieht dem gelassen entgegen. Laut Truchseß wurde bereits eine Gulaschkanone bestellt, um die Demonstranten bei dem kalten Wetter zu versorgen: "Wir wollen ein freundlicher Gastgeber sein".

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(Torsten Kleinz) / (anw)