Relativität, Schnüffler und Würfel -- zum 125. Geburtstag von Albert Einstein

Physiker, Genie, Pazifist, Weltbürger, Bohemien und ein bisschen "Mad Scientist" -- heute vor 125 Jahren wurde Albert Einstein geboren, der unser Bild von der Mikro- und Makrowelt wie kaum ein anderer Wissenschaftler prägte.

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Von
  • Ralf Bülow

Heute vor 125 Jahren kam Albert Einstein in Ulm zur Welt. Einstein gilt als größter deutscher Naturwissenschaftler aller Zeiten und laut TIME als größte Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts. Er wuchs in München auf, wo sein Vater eine kleine elektrotechnische Fabrik unterhielt, und studierte in der Schweiz. Ab 1902 arbeitete er als Experte III. Klasse im Patentamt von Bern; 1905 erschienen in den "Annalen der Physik" drei Aufsätze, die ihn in der Fachwelt bekannt machten. Durch seine Analyse der Brownschen Bewegung bewies Einstein die reale Existenz von Atomen. Seine Hypothese der Lichtquanten klärte den Photoeffekt und brachte ihm später den Nobelpreis ein. Mit der Speziellen Relativitätstheorie [PDF] versöhnte er schließlich die Kinematik von Galileo und Newton mit der Maxwellschen Elektrodynamik. Eine Konsequenz daraus ist das legendäre E = mc².

Nach Professuren in Zürich und Prag zog Einstein im Frühjahr 1914 nach Berlin, wo er als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften nach eigenem Gutdünken und ohne Lehrverpflichtung forschen konnte. Im November 1915 trug er seine Allgemeine Relativitätstheorie vor, in der er die Beziehung zwischen Raum, Zeit und Materie auf eine völlig neue Basis stellte und die Architektur des Universums beschreibt. Als englische Astronomen die Theorie 1919 anhand einer Sonnenfinsternis bestätigten, wurde Einstein zum Weltstar der Physik. 1922 folgte dann der Nobelpreis (für das Jahr 1921). Sein Ruhm begründet sich nicht nur auf seiner Leistungen als Forscher, sondern ebenso auf seiner demokratisch-pazifistischen Haltung und seinem unkonventionellen Auftreten. Bei der Machtergreifung Hitlers weilte Einstein in den USA -- er kehrte nie wieder nach Deutschland zurück. Ab 1933 arbeitete er im "Institute for Advanced Study" in Princeton, wo er am 18. April 1955 starb. Sein Nachlass liegt im Albert-Einstein-Archiv der Hebräischen Universität in Jerusalem.

In Amerika trennte sich Einstein allmählich vom Mainstream der Physik. Vor allem wandte er sich gegen die neue statistische Quantenmechanik und vertrat die Ansicht, dass Gott nicht würfelt. Seine durchaus begründete Kritik kulminierte 1935 im Einstein-Podolsky-Rosen-Paradox, das die Forscher bis heute auf Trab hält. Einsteins bekannteste politische Aktion fand am 2. August 1939 statt, einige Monate nach Entdeckung der Kernspaltung. Auf Anregung des Physikers Leo Szilard konzipierte und unterzeichnete er einen Brief an Präsident Roosevelt, in dem er aufgrund der Gefahr einer deutschen Atombombe eine Intensivierung der Kernforschung forderte. Dieses Schreiben setzte aber nicht den Startschuss für das US-Atombombenprogramm -- das gewann erst nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour Ende 1941 an Fahrt. Einstein nahm daran nie teil, weil er damals schon als Sicherheitsheitsrisiko galt. Seine letzte Publikation betraf die Erhaltung des Weltfriedens.

In Einsteins Geburtsstadt Ulm findet heute ein Festakt statt, an dem auch Bundespräsident Rau teilnimmt. Die Einstein-Fans können außerdem zwei Ausstellungen und (ab Montag) eine Physik-Tagung besuchen. Am 16. März feiert die Oper "Einstein, die Spuren des Lichts" Premiere. Mehr Feierlichkeiten folgen dann zum 100. Jubiläum von Einsteins Wunderjahr 1905. Zudem wurde 2005 schon vor geraumer Zeit zum "World Year of Physics" deklariert. (Ralf Bülow) / (ghi)