Amiga Inc ohne AmigaOS

Mit beinahe einem Jahr Verspätung verkündet Amiga Inc, dass es die Rechte an dem Betriebssystem AmigaOS bereits im April 2003 verkauft hat.

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Von
  • Torsten Kleinz

Die Geschichte des einst legendären Heimcomputers Amiga ist um gleich zwei Besitzerwechsel reicher. Mit beinahe einem Jahr Verspätung verkündet die Firma Amiga Inc nun, dass sie die Rechte an dem Betriebssystem AmigaOS bereits im April 2003 verkauft habe. Der Käufer Itec LLC sei später von der bis dato völlig unbekannten Firma KMOS aus Delaware übernommen worden.

Mit der Meldung findet die katastrophale Informationspolitik von Amiga Inc ihren Höhepunkt und vielleicht auch ihr Ende. Noch im Januar hatte Amiga Inc offiziell die Weiterentwicklung des Programms Personal Paint für AmigaOS 4 verkündet, obwohl die Firma zu diesem Zeitpunkt nach der neusten Darstellung die Rechte an dem Betriebssystem längst verkauft hatte. Die Veröffentlichung des Verkaufs zum jetzigen Zeitpunkt steht offenbar in Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren, in dem Gary Hare, Geschäftsführer von KMOS, als Zeuge aufgeführt wird. Bereits vor einem Jahr hatte es Gerüchte gegeben, dass Hare auf Drängen von Investoren die Leitung von Amiga Inc übernommen habe.

Die Entwicklung der neuen Version des Betriebssystems soll durch den Verkauf der Rechte nicht gefährdet sein: KMOS habe die Verträge zur Entwicklung neuer Amigas übernommen, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Diese Arbeiten waren von externen Firmen übernommen worden. Bereits seit zwei Jahren entwickelt die belgische Firma Hyperion das neue Betriebssystem AmigaOS 4, das auf PowerPC-Prozessoren laufen und auch Programme ausführen soll, die für den "Classic Amiga" geschrieben wurden. Die Firma Eyetech steuerte die Hardwareplattform namens AmigaOne bei, die derzeit allerdings nur mit Linux angeboten wird. Hyperion hat für die nächsten Tage eine Prerelease des neuen AmigaOS 4 angekündigt.

Der Amiga-Markt bietet inzwischen nur noch ein trauriges Bild. Die fast traditionellen Grabenkämpfe zwischen verschiedenen Firmen haben immer mehr Entwickler und User abgeschreckt, der jahrelange Stillstand nach der Pleite der Firma Commodore tat sein Übriges. Derzeit ist die Community gespalten zwischen Anhängern des weiterentwickelten AmigaOS-Clones MorphOS auf dem Rechner Pegasos und den Amiga-Fans, die mehr auf die offizielle Produktlinie vertrauen.

Amiga hat seit der Übernahme der Rechte von Gateway wenig getan, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Die anfänglich versprochenen regelmäßigen "Executive Updates" waren meist nebulös und wurden bald wieder eingestellt. Den Amiga-Fans sollte die Wartezeit auf ein neues Produkt beispielsweise mit einem Gutschein verkürzt werden, für den die Käufer unter anderem ein T-Shirt erhalten sollten. Die Auslieferung der Textilien verzögert sich nun schon über 2 Jahre. Im vergangenen Jahr hatte die Firma eine angekündigte CeBIT-Teilnahme sehr kurzfristig abgesagt. Amiga Inc will sich nun um den "wachsenden Mobil-Markt" kümmern und setzt dabei auf das Amiga Digital Enviroment (DE), das auf unterschiedlichsten Hardwareplattformen laufen soll. Käuflich sind bisher jedoch nur einige Spiele für Pocket PCs. (Torsten Kleinz) / (anw)