SCO vs. Linux: Novell will Linux nicht dominieren

Zum Streit mit SCO um die Rechtsinhaberschaft an Unix kommentierte Novell-Vizepräsident Stone: "Unix gehört uns nach wie vor. Wir glauben, dass Unix nicht in Linux ist und Linux eine freie und offene Distribution bleiben soll."

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Von
  • Detlef Borchers

In seiner Keynote auf der Open Source Business Conference in San Francisco erklärte Novells Vizepräsident Chris Stone, was der ehemalige Netzwerkspezialist mit dem Kauf von Suse bzweckt: "Wir wolllen nicht die Linux-Firma sein, wir wollen Linux nicht dominieren. Linux erlaubt es uns, wie anderen Open-Source-Firmen, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren -- auf die Kundenzufriedenheit, den Support und die Innovation neuer Technologien." Zum Streit mit der SCO Group um die Rechtsinhaberschaft an Unix kommentierte Stone sarkastisch: "Unix gehört uns nach wie vor. Wir glauben, dass Unix nicht in Linux ist und Linux eine freie und offene Distribution ist und das auch immer bleiben soll. Sorry, Darl: Al Gore hat nicht das Internet erfunden, und du hast nicht Linux erfunden oder gar das Recht zum Schutze des geistigen Eigentums." Stone nutzte seine Rede aber nicht nur, um in indirekte Kommunikation mit SCO-Chef Darl McBride zu treten, sondern auch, um für Linux aus der Unternehmenssicht zu werben. Technische Details hielt er aber für die Hausmesse Brainshare 2004 zurück, die er am kommenden Montag mit der Keynote eröffnet. Diese Brainshare steht ganz im Zeichen von Linux.

Ähnlich wie Chris Stone äußerte sich in Hannover Horst Nebgen, bei Novell als Regional Vice President Europe in Rang und Ehren: "Wir sind davon überzeugt, dass Linux und Open Source alles andere als Eintagsfliegen sind, sonst hätten wir Ximian und Suse Linux nicht in unser Unternehmen integriert und damit unser Linux-basiertes Angebot stark erweitert." In dem im Vorfeld der CeBIT verschickten Statement sieht Nebgen eine Auflösung des Investitionsstaus in Europa, von der Novell stark profitieren werde, weil "sich durch unser Engagement für Linux wieder viele Augen auf uns gerichtet haben." Auf der CeBIT zeigt Novell Suse 9.1 mit neuem Kernel und neuer KDE-Oberfläche.

Das Thema SCO, der Streit um die Unix-Erbschaft und die angebliche Rechtsunsicherheit von Linux ist für Novell auf der CeBIT kein Thema. Anders sieht es in den USA aus. Dort ist das Thema Open Source Risk Management bei Firmen gefragt, die Klagen von Kunden oder Aktionären fürchten müssen, dass sie nicht ausreichend gegen Ansprüche von SCO abgesichert sind. Ihr Engagement in punkto Open Source Court Reporting auf ihrer Website Groklaw macht sich nun für Pamela Jones bezahlt: Die juristisch geschulte Rechercheurin wird Mitarbeiterin in einer New Yorker Startup-Firma, die ihr Angebot gleich zum Firmennamen gemacht hat.

Die Open Source Risk Management (OSRM) startet mit fünf Angestellten und 10 Beratern, darunter eben Pamela Jones. Geschäftsidee ist der Aufbau einer Bibliothek von Linux-Programmen, die Endkunden gegen Gebühr einsetzen können. Für diese Programme übernimmt OSRM die Verantwortung und schützt die Anwender vor Klagen und Ansprüchen Dritter. In einem weiteren Zug arbeitet die OSRM mit einer großen Versicherung zusammen, bei der sie wiederum den Rechtsschutz eingekauft hat. Ob das Modell funktioniert, hängt von dem Wissensstand der Anwender ab. Auf der Open Source Business Conference in San Francisco stellte Daniel Eggers, der Chef der neuen Firma, den Hörern das Beratungsszenario vor: "Ich habe gerade herausgefunden, dass wir Linux einsetzen und dass Leute verklagt werden. Was soll ich tun? Wer mit so einer Frage zu uns kommt, dem helfen wir."

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)