Ruckzuck ist die Domain weg
Verzögerungen bei der Weitergabe von Transferanfragen für Internet-Domains sorgten für Kritik bei Wiederverkäufern und Kunden: Allzuschnell geht eine Domain wegen unberechtigter Transfers verloren; neue Protokolle sollen für Abhilfe sorgen.
Der Umzug einer Internet-Domain von einem Provider zum nächsten im Auftrag eines Domain-Besitzers kann seine Tücken haben. Nicht aber nur deswegen, weil es nicht schnell genug geht, manchmal geht so ein Umzug auch viel zu schnell vonstatten. Verzögerungen bei der Weitergabe von Domain-Transferanfragen von Registry, dem Betreiber der Datenbank für die Domain-Registrierungen, und Registrar, dem Dienstleister für die Domain-Registrierungen, an Wiederverkäufer und Kunden haben deshalb in den vergangenen Wochen für Kritik gesorgt.
So blieben manchem Reseller des Dortmunder Unternehmens Knipp Medien und Kommunikations GmbH nur ein paar Stunden, um dem Wegzug einzelner .com- und .net-Domains zu widersprechen. Rückfragen beim Kunden sind da kaum noch möglich. Der Grund für den Zeitdruck: Fünf Tage nachdem die .com- und .net-Registry VeriSign einen Transferwunsch erhalten hat, wird die Domain automatisch an den neuen Registrar übergeben, wenn kein Widerspruch vorliegt. Neue Sicherungsmaßnahmen und neue Protokolle sollen allerdings bald Abhilfe gegen unberechtigt und zu schnell vollzogene Domain-Transfers schaffen.
In erster Linie liege das Problem momentan an der verzögerten Datenweitergabe durch VeriSign selbst, sagt Elmar Knipp, einer der Geschäftsführer von Knipp. VeriSign verschickte bislang einmal täglich die innerhalb von 24 Stunden aufgelaufenen Transferanfragen an die Registrare, in letzter Zeit aber erhielten die Domainverkäufer vermehrt Entschuldigungsmails vom Ex-Monopolisten, dass der Report nicht rechtzeitig versandt werden konnte. Bei VeriSign hat man dadurch reagiert, dass man bis Mitte Mai die Reports erst abends verschickt und nicht wie üblich morgens.
Zwischen sechs und 30 Stunden betrügen derzeit die Verzögerungen, sagt Werner Staub vom Internet Council of Registrars (CORE), über den Knipp seine .com- und .net-Domains einkauft. Bei Knipp selbst spricht man sogar noch von längeren Verzögerungen durch VeriSign. Kommt der Transferwunsch etwa für den Freitag-Report zu spät, gehen praktisch drei Tage ins Land, bevor er bei CORE landet. Und das CORE meldet einmal am Tag an die Mitglieder weiter.
Angesichts der Fünf-Tages-Frist kann es für den letzten in der Reihe Registry/CORE/CORE-Mitglied/Reseller ganz schön eng werden. Eine schnellere Reaktion von Seiten des Registrars sei aber möglich, wenn die Registrare die Einzelmeldungen auswerteten, die VeriSign verschicke, sagt Joker-Geschäftsführer Siegfried Langenbach. "Man muss nicht auf das Batchfile warten", bestätigt Schlund-Vorstandsmitglied Eric Schätzlein, "das kann der Registrar machen, wie er will." Bei CORE hatte man auf die Batch-Methode umgestellt, nachdem VeriSign angekündigt hatte, man wolle die Einzelmeldungen aufgeben.
Gegen Schnellumzüge hat man sich beim Provider Joker dagegen noch anders gesichert: die Kunden müssen selbst gegenüber Joker kündigen, sonst erlaubt das Unternehmen gar keinen Umzug. Für Kunden ist das mit ein bisschen mehr Sicherheit gegen Domainklau, dafür aber auch mit einem für viele ärgerlichen, zusätzlichem Aufwand verbunden. Wenn Registrare vermehrt mit einem Registrar-Lock die Domainumzüge prinzipiell blockieren, müssen die Kunden ihre Domains vor dem Umzug ebenfalls erst "aufschließen", sagt Langenbach. Bei CORE sei man aber durchaus bereit, solche Registrar-Locks einzurichten, beteuert CORE-Techniker Paul Lecoultre.
Schon bald soll eine neue, innerhalb der Internet-Verwaltung ICANN verabschiedete Regelung für mehr Sicherheit bei den Umzügen sorgen. Nur wenn der Registrar, zu dem eine Domain umziehen soll, nachweisen kann, dass der Kunde den Transfer veranlasst hat, gibt es eine Bestätigung. Noch mehr Zentralisierung fürchtet dadurch aber CORE-Sekretär Staub. Mehr Hoffnung setzt er auf die Umstellung vom alten Registry-Registrar-Protokoll (RRP) auf das Extensible Provisioning Protocol (EPP). Es ermögliche eine raschere Darstellung der Transferwünsche in Echtzeit. (Monika Ermert) / (jk)