Studie: Zusammenhang zwischen Film-Sharing und Konsumverweigerung

Ein Viertel der User, die illegal Filme aus dem Netz ziehen, gehen angeblich seltener ins Kino beziehungsweise kaufen weniger DVDs und Videokassetten.

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Von
  • Nico Jurran

Ein Viertel der User, die illegal Filme aus dem Netz ziehen, gehen angeblich seltener ins Kino beziehungsweise kaufen weniger DVDs und Videokassetten. Dies ist das -- nicht ganz überraschende -- Ergebnis einer neuen amerikanischen Studie, die das Marktforschungsinstitut OTX und der US-Filmverband MPAA gemeinsam durchgeführt haben. Bei der Vorstellung der Studie sorgte sich daher auch Matthew Grossmann, Sprecher der MPAA, um die Einbußen, die die Filmwirtschaft mit der steigenden Zahl der Breitband-Zugänge weltweit noch zu erwarten habe. Damit nicht genug, sollen 17 Prozent der Internet-User, die heute bereits einen Zugang zum Internet besitzen, aber noch keinen Film heruntergeladen haben, dies innerhalb der nächsten 12 Monate planen.

Kein Wunder also, dass die Studie die amerikanische und internationale Presse aufschrecken ließ -- und zu Überschriften führte wie "MPAA says 24% of internet users download pirated movies" oder "1 in 4 on Web Are Movie Pirates". Schon ein genauerer Blick auf die Erhebung lässt allerdings ernste Zweifel daran aufkommen, wie repräsentativ die von der MPAA in einer Kurzfassung auch im Internet als PDF veröffentlichte Studie wirklich ist: So wurden gerade einmal 3600 Internet-Nutzer in den acht Ländern befragt, von denen sich 50 Prozent dazu bekannten, im vergangenen Jahr "urheberrechtlich geschütztes Material" heruntergeladen zu haben. Beschränkt man sich auf die illegalen Film-Downloads, kommt man noch auf 24 Prozent aller Befragten -- das sind gerade einmal 864 Personen. Im letzten Schritt verkleinert die Studie diese Gruppe dann nochmals: Von den 864 Film-Downloadern würden demnach 26 Prozent seltener Filme kaufen, was 225 Usern entspricht. Zu den Kino-Verweigerern zählt die Studie sogar gerade einmal 17 Prozent beziehungsweise 147 Anwender. Dabei kann es natürlich durchaus sein, dass ein Film-Sharer inzwischen sowohl weniger häufig ins Kino geht als auch weniger Filme kauft. Und schließlich nicht zu vergessen: Diese 225 beziehungsweise 147 Personen verteilen sich auf die Länder Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Korea und USA.

Bereits vor einiger Zeit beschäftigten sich in den USA Branchenmagazine wie "Variety" mit dem globalen Rückgang der Kinobesucherzahlen, der laut MPAA 2003 im Vergleich zum Vorjahr bei vier Prozent gelegen habe soll. Deren Autoren kamen aber zu einem ganz anderen Ergebnis, das Hollywood nicht schmecken mag: Das Angebot an Kinofilmen sei häufig schlicht zu unattraktiv, Multiplex-Filmtheater hätten sich zu sehr dem Mainstream verschworen und Heimkino-Anlagen böten häufig ein Filmerlebnis, das dem vieler Kinosäle zumindest ebenbührtig sei. Der Satz "Must-See Or DVD" machte so die Runde, der beschreibt, dass sich viele Menschen heute von vornherein überlegen, ob sie für einen Film ins Kinos gehen oder sich lieber später die betreffende DVD kaufen oder mieten. (nij)