Mobilfunkanbieter steigen in das Geschäft mit Online-Musik ein
Was, so denken sich Vodafone und Co., liegt angesichts von Handys mit MP3-Player näher, als den Kunden dazu zu bringen, die Songs auch bei ihnen zu kaufen?
Gerade erst gewöhnen sich die Verbraucher langsam daran, Musik im Internet zu kaufen. Und schon wollen die Mobilfunkanbieter auch das Handy als neue Vertriebsform für Musik etablieren und damit UMTS zum Erfolg verhelfen. Wie Musik erfolgreich im Internet verkauft werden kann, hat Apple mit dem iTunes Music Store vorgemacht. Das greifen die Mobilfunker auf und erweitern die Idee um eine mobile Komponente.
"In der Zukunft wird man mit digitalen Musik-Playern telefonieren oder mit Handys Musik digital speichern und abspielen", meint zumindest Trendforscher Andreas Steinle. Und tatsächlich bieten Mobiltelefone längst Funktionen, die bislang einem Computer vorbehalten waren. Dazu gehört bei einigen Modellen auch die Möglichkeit, Musik abzuspielen. Was, so denken sich Vodafone und Co., liegt da näher, als den Kunden dazu zu bringen, die Songs auch bei ihnen zu kaufen? Egal ob über das Handy oder den Computer ...
Marktführer T-Mobile bietet seit kurzem mit der Mobile Jukebox einen Dienst an, der mit den Handys von Sony Ericsson (K700i, P900), Nokia (6230, 7600) und Motorola (E398) genutzt werden kann. Für 1,49 Euro bekommen Käufer allerdings zurzeit nur gekürzte Songs als MP3-Dateien mit einer maximalen Länge von zwei Minuten. Und mit weniger als 1000 Titeln ist das Repertoire recht knapp bemessen. Aktuell sind die Songs noch nicht kopiergeschützt. T-Mobile will dies aber ändern, sodass man die gekauften Lieder nur noch auf dem Handy abspielen kann, mit dem sie herunter geladen wurden. Der Computer bleibt dann ebenso außen vor, denn eine Übertragung der Musik auf den PC ist nicht vorgesehen.
Erster Anbieter mit einem Komplettangebot ist Vodafone mit dem Dienst "MusicDownload". Das Unternehmen bietet seinen Kunden nicht nur den Kauf und das Herunterladen von Songs ĂĽber das Handy an, sondern auch ĂĽber einen Shop im Internet. Einmal gekauft, ist ein Song mit dem Handy als geschĂĽtzte Datei und auch mit dem PC im Windows-Media Format zu bekommen. Der Song auf dem PC kann bis zu dreimal auf eine CD gebrannt werden, der Song auf dem Handy kann nur auf diesem abgespielt und nicht weiter gegeben werden.
Mit einem Stückpreis von 1,99 Euro sind die Musikstücke bei Vodafone doppelt so teuer wie beim erfolgreichsten Musikshop im Internet, dem iTunes Music Store. "Wir stehen nicht in Konkurrenz zu Anbietern wie iTunes, da unser Angebot sich an eine andere Zielgruppe richtet", sagt Jens Kürten, Unternehmenssprecher bei Vodafone. Der Erfolg von Klingeltönen, die vor allem Jugendliche kaufen, scheint dem Konzern Recht zu geben. Schon heute machen Klingeltöne 63 Prozent der Umsätze bei den verkauften Inhalten der Mobilfunkbetreiber aus und manche Songs verkaufen sich als Klingelton gar besser als auf CD.
Den mobilen Download von Musik können Kunden von Vodafone ebenso wie von O2 zurzeit nur mit einem einzigen Handy, dem Siemens SX 1 in einer Music-Edition, nutzen. Das ist bei Abschluss eines Zwei-Jahres Vertrags zwar günstiger als die meisten MP3-Player, aber ohne Vertrag kostet es mehr als Apples iPod. Und der speichert in gleicher Qualität 20.000 statt 40 Songs. Neue Handys, verspricht Vodafone, sollen zum Weihnachtsgeschäft in den Handel kommen. Die sollen dann auch UMTS für den schnellen Download der Songs nutzen und der für die Mobilfunkanbieter so teuren Technik mit zum Erfolg verhelfen. Auch bei O2, wo ein Music-Shop für das Handy bereits seit rund einem halben Jahr angeboten wird, zeigt man sich sicher, dass der Markt mit neuen Handys erst richtig wachsen wird. "Geräte zum günstigen Preis für eine größere Zielgruppe erwarten wir spätestens im nächsten Jahr", sagt Pressesprecherin Nadine Kleinert.
Noch nehmen sich die Song-Verkäufe in virtuellen Shops wie etwa dem iTunes Music Store im Vergleich zum Verkauf von CDs im Laden bescheiden aus und machen nur etwa zwei Prozent am Gesamtmarkt aus. Aber die Wachstumsraten sind enorm und die Mobilfunkanbieter wollen ein Stück vom Kuchen ab haben. Schon in drei Jahren soll der Verkauf von Musik in digitaler Form mindestens 25 Prozent am Gesamtmarkt ausmachen. Die Netzbetreiber hoffen, daran einen Anteil von 60 Prozent zu halten und bis dahin das Handy als das Medium für den digitalen Musikvertrieb zu etablieren. (Dirk Ellenbeck, dpa) / (jk)