Airbus lässt Microsoft hängen
Europas größter Flugzeugbauer Airbus will Microsoft in dessen Berufungsverfahren gegen die EU-Sanktionen nun offenbar doch nicht zur Seite stehen.
Europas größter Flugzeugbauer Airbus will Microsoft in dessen Berufungsverfahren gegen die EU-Sanktionen nun offenbar doch nicht zur Seite stehen. Wie das Wall Street Journal berichtet, sei der Flugzeugspezialist unter Druck geraten. Mindestens ein EU-Kommissar -- Beobachter sind überzeugt, dass es sich um den noch amtierenden Wettbewerbskommissar Mario Monti handelt -- habe seinen Einfluss auf das Management geltend gemacht.
In der vergangenen Woche hatte der Flugzeugspezialist überraschend erklärt, vor dem EU-Gerichtshof für das Redmonder Softwareunternehmen in die Bütt gehen zu wollen. Airbus werde als Zeuge Microsofts auftreten und an seinem Beispiel darlegen, wie ein europäisches Unternehmen durch eine Kommissionsentscheidung geschädigt werde, hatte es damals geheißen. Airbus hatte damals zwar erklärt, sich nicht explizit auf die Seite Microsofts stellen, sondern nur technische Details klären zu wollen. Bei Gericht hieß es allerdings, eine Eingabe in einem laufenden Verfahren sei rechtlich nur als Unterstützung einer der beiden Parteien möglich.
Airbus hatte sich laut den Berichten zunächst bereit erklärt, für Microsoft auszusagen, weil sich der Flugzeugspezialist selbst aufgrund seiner Monopolstellung bedroht fühlt. Airbus teilt sich fast den gesamten Markt für Passagierflugzeuge mit dem US-Konkurrenten Boeing. Deshalb muss das Management fürchten, dass das Microsoft-Urteil auch Konsequenzen für das eigene Unternehmen haben könne. Einem Bericht der Financial Times zufolge habe aber ein Rechtsgutachten ergeben, dass die Aussage von Airbus Microsoft kaum helfen würde. Bislang war kein Airbus-Vertreter bereit, die Medienberichte zu kommentieren.
In der kommenden Woche findet die erste Anhörung im Berufungsverfahren statt. Microsoft führt die Klage gegen die von der EU-Kommission verhängten Sanktionen; unter anderem entschied die Kommission, dass Microsoft wegen Wettbewerbsverstößen ein Rekordbußgeld in Höhe von 497,2 Millionen Euro zahlen müsse. Die EU-Kommission hatte im März entschieden, Microsoft wegen Verstoßes gegen das EU-Wettbewerbsrecht zu belangen. Zur Begründung hieß es, dass die Kommission nach "gewissenhaften und umfangreichen Nachforschungen" sowie drei Beschwerden von Konkurrenten zu dem Schluss gekommen sei, dass der Konzern wegen "Missbrauchs seines Quasi-Monopols (Artikel 82 EG-Vertrag) bei PC-Betriebssystemen gegen die EG-Wettbewerbsregeln verstoßen" habe. Microsoft habe sein Monopol bei Desktop-Betriebssystemen nach Ansicht der EU-Kommission dazu genutzt, auch den Markt für kleinere Server für Arbeitsgruppen zu dominieren sowie eine führende Position bei Media-Playern zu erlangen. (tol)