Skype will mit VoIP-Angebot den Telcos Geschäftskunden abwerben

Eine Zielgruppe für Voice-over-IP entsteht von selbst: Kleine Firmen sind häufig die "Zahlmeister" der Telcos, da sie nicht in den Genuss von Rabatten kommen.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Skype will seine Dienste für Internet-Telefonie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nahe bringen, um sie so von den Anbietern leitungsvermittelter Telefonie abzuwerben. Gerade Mittelständler leiden häufig unter hohen Kosten für Telefonie, da sie -- im Gegensatz zu Großunternehmen -- selten von Rabatten oder Sondertarifen profitieren. Ein spezielles Angebot für kleinere und mittlere Firmen soll Anfang 2005 starten.

Nach einem Bericht der Los Angeles Times hat Skype inzwischen 12 Millionen Nutzer: Mit dem auf Peer-to-Peer-Technik aufbauenden Voice-over-IP-Client Skype, der (bislang kostenlose) verschlüsselte Telefonate übers Internet ermöglicht, kann man mittlerweile auch Gesprächspartner im klassischen Telefonienetz (Plain Old Telephone System, POTS) erreichen. Doch benötigt der aktiv Anrufende nach wie vor einen Computer mit breitbandigem Internet-Anschluss.

Obwohl man bislang keine spezielle Werbung an Firmen gerichtet habe, nutzten schon heute 48 Prozent der Skype-Anwender den Dienst im Büro, erklärte Firmen-Mitbegründer Niklas Zennstrom. Zennstrom und sein Partner Janus Friis sind die Gründer der Internet-Tauschbörse Kazaa, mit Skype wollen sie nun den etablierten POTS-Markt aufmischen. Seit Jahrzehnten sind leitungsvermittelte Festnetztelefonate, insbesondere ins Ausland, die "cash-cows" der etablierten Telefon-Netzbetreiber.

Diese nehmen den Vorstoß der Kazaa-Gründer durchaus ernst. Gemäß dem Bericht der Zeitung begrüßte SBC-Pressesprecher John Britton gar den neu entstehenden Wettbewerb. SBC dominiert den Markt für Festnetz-Telefonie im Westen der USA. Vieles spricht dafür, dass sich die etablierten Telcos damit abgefunden haben, dass ihre Einnahmen aus der POTS-Telefonie stetig sinken werden. Da sie im Gegenzug häufig den Markt für DSL-Anschlüsse dominieren, können sie hieraus wachsende Einnahmen erwarten: Anstatt beim Kunden ein monatlich schwankendes Aufkommen an Gesprächsminuten aufwendig abzurechnen, erhalten sie feste Monatseinnahmen für die Miete des DSL-Anschlusses. Diese lassen sich -- durch langfristige Vertragsbindung, Flatrates etc. -- wesentlich besser kalkulieren.

Angebote wie Skype dürften dazu beitragen, dass Sprachtelefonie eher früher als später zum Nebenprodukt der Nutzung von IP-Netzen wird. Unterstützung erhalten die neuen Anbieter von höchster Stelle: Auch der Chef des US-Regulators Federal Communications Commission, Michael K. Powell, lobte inzwischen deren Sprachqualität. (ssu)