IP-Adressverwalter endlich einig mit ICANN

Nach über einem Jahr haben sich der Dachverband der IP-Adress-Registries NRO und die ICANN auf einen Modus für die künftige Zusammenarbeit geeinigt.

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Von
  • Monika Ermert
Über ein Jahr nach dem Start der Verhandlungen haben sich der Dachverband der IP-Adress-Registries -- die Number Resource Organisation (NRO) -- und die Internet Corporation of Assigned Names and Numbers (ICANN) auf einen Modus für die künftige Zusammenarbeit geeinigt. Bei einem Policy-Treffen von ARIN, der für Nordamerika verantwortlichen IP-Adress-Registry, unterzeichneten die Chefs aller vier Regionalen Internet Registries (RIRs) -- ARIN, RIPE, APNIC und LACNIC -- ein Memorandum of Understanding (MoU) mit der privaten Netzverwaltung. Die neue IP-Registry für Afrika, das AfriNIC wird nach ihrer Anerkennung ebenfalls noch unterzeichnen.
Beide Seiten äußerten sich in ihren Pressemitteilungen zufrieden über den Vertragsabschluss. Aus Sicht von ICANN ist damit ein weiterer Punkt auf der Aufgabenliste des US-Handelsministeriums abgehakt und ICANNs CEO Paul Twomey ist dem für 2006 in Aussicht gestellten Auslaufen des MoU mit der US-Administration einen Schritt näher gekommen. Allerdings haben sich die RIRs ein beträchtliches Maß an Autonomie gesichert.
Ihre im Zuge des Streits um die ICANN-Reform 2003 gegründete Dachorganisation übernimmt laut dem MoU die Aufgaben der innerhalb ICANN bereits seit ihrer Gründung vorgesehenen Adress Supporting Organization (ASO). Die jeweils von den Mitgliedern der verschiedenen RIRs getriebenen Entscheidungsprozesse bleiben vom ICANN-Prozess unberührt. Soweit globale Regeln für die IP-Adressvergabe aufgestellt werden sollen, kann ICANN nichts gegen den Willen der RIRs entscheiden. Werden Empfehlungen des so genannten Adress-Rates, der vom NRO-Rat gebildet wird, von ICANN abgelehnt, bedarf es dazu einer Zweidrittel-Mehrheit der Stimmen im ICANN-Vorstand. Scheitert der Vorschlag zweimal, wird ein Schlichterverfahren eingeleitet.
Hart geblieben sind die RIRs in den langen Verhandlungen auch noch in einem anderen Detail. Zwar sind nicht-wahlberechtigte Vertreter anderer ICANN-Gremien im Adressrat vorgesehen und werden von den RIR-Chefs auch grundsätzlich begrüßt. Eine Sonderrolle für den Regierungsbeirat der ICANN, das Government Advisory Committee (GAC), wollte man aber nicht von vorneherein in dem MoU festschreiben. Wie für alle anderen gilt schlicht, dass der Austausch der "Beobachter" bilateral vereinbart wird. Die Debatte über das Verhältnis zwischen Regierungen und RIRs bekommt derzeit durch einen Vorschlag des Direktors des Standardisierungsbüros der International Telecommunications Union (ITU), Houlin Zhao, einen weiteren Anstoß. Zhao schlägt in einem Papier zum Weltgipfel der Informationsgesellschaft vor, parallel zur Adressvergabe durch die RIRs die Zuteilung von IP-Adressblöcken an Regierungen vorzusehen, die dann als "Wettbewerber" der RIRs auftreten sollen. Experten warnen, dies könnte zu überquellenden Routing-Tabellen führen. (Monika Ermert) /