.de-Verwaltung DeNIC erwägt Bewerbung um .net-Registry
Die Registry für die generische Top Level Domain .net mit rund 5 Millionen registrierten Adressen soll im kommenden Jahr von der Internet-Verwaltung ICANN neu vergeben werden.
Die Geschäftsführung der .de-Länderdomain-Registry DeNIC eG will ihren Mitgliedern den Vorschlag unterbreiten, sich auch um den Betrieb der .net-Registry zu bewerben. Das bestätigte Marcos Sanz vom DeNIC gegenüber heise online am Rande der Tagung der Internet Engineering Task Force (IETF) in Washington. Dort heizte die mögliche DeNIC-Bewerbung bereits die Gerüchteküche an.
Die Registry für die generische Top Level Domain (gTLD) .net mit rund 5 Millionen registrierten Adressen soll im kommenden Jahr von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) neu vergeben werden. Sollte die DeNIC tatsächlich antreten, würde sie vermutlich als einzige Registry für eine Country-Code Top Level Domain (ccTLD) mit Registries wie Neulevel, Afilias oder dem derzeitigen .net-Betreiber VeriSign konkurrieren. VeriSign kann sich anders als bei der Neuausschreibung von .org vor zwei Jahren ebenfalls wieder bewerben.
Mit der Bewerbung würde das DeNIC, dessen Gründungszweck der Betrieb der .de-Registry war, Neuland betreten. Die Herausforderung liegt dabei nicht in erster Linie im technischen Bereich, denn die Anforderungen an den Betrieb einer großen Registry erfüllt man bereits beim Tagesgeschäft mit .de: Das DeNIC betreibt mit .de die nach VeriSigns .com-Registry zweitgrößte Registry weltweit. Darauf hat das DeNIC erst kürzlich beim Vermelden der achtmillionsten registrierten .de-Domain noch einmal besonders hingewiesen. "Wenn man diese Meldung jetzt liest, könnte man sie nachträglich bereits als versteckten Hinweis auf die Bewerbung betrachten", sagte Stephane Bortzmeyer von den französischen Kollegen bei AfNIC.
Die eigentliche Herausforderung liegt für das DeNIC in der organisatorischen Seite, muss man doch gewährleisten, dass das Genossenschaftsmodell nicht mit dem Betrieb einer globalen Top Level Domain kollidiert. "Wir planen keine fundamentale Änderung der Struktur, sondern würden -- neben unserer Tätigkeit als de-Registry -- zusätzlich den Service für die Domain .net als Service an Dritte anbieten", teilte DeNIC-Geschäftsführerin Sabine Dolderer auf Anfrage von heise online mit. Um den Betrieb einer internationalen TLD zu gewährleisten würde man die DENIC-Genossenschaft um die zusätzlich benötigten Bereiche erweitern, erklärte Dolderer, zum Beispiel in Form einer Tochtergesellschaft. Dabei würde sichergestellt, dass alle Bereiche ihren Teil zu den Betriebskosten des DeNIC beitragen und gegeneinander abgegrenzt würden. Sie denke, so die ambitionierte DeNIC-Chefin, dass die .de-Gemeinde profitieren werde, da man durch den .net-Betrieb zusätzliche Möglichkeiten haben werde, den technischen Service langfristig weiter zu verbessern.
Eine spannende Frage wäre im Falle einer Bewerbung auch, inwieweit sich dadurch das Verhältnis zu Gesetzgeber und Regulierer in Deutschland verändern würde. Obwohl aus dem Bundeswirtschaftsministerium mehrfach die Parole ausgegeben wurde, dass man am derzeitigen Modell nicht rütteln wolle, könnte .net zu einem zweiten Standbein für die DeNIC werden. Inwieweit zudem die Mitgliedschaft die Erweiterung des DeNIC-Geschäfts goutiert, muss erst noch abgewartet werden. Immerhin würde ein Zuschlag bedeuten, dass die DeNIC sich international aufstellen und Büros in mehreren Zeitzonen unterhalten müsste; auch die Bewerbung allein kostet erst einmal Geld.
Das genaue Anforderungsprofil für die .net-Registry will die ICANN demnächst veröffentlichen, noch hängen alle möglichen Bewerber diesbezüglich in der Luft. Nicht-US-Beobachter rechnen bei der .net-Vergabe mit erheblichen Widerständen von US-Seite, die Domain an einen nichtamerikanischen Betreiber zu vergeben. Auch die ICANN-kritische Haltung des DeNIC könnte sich negativ auswirken. Dolderer betont schon einmal vorsorglich, dass die Spielregeln für eine globale TLD von ICANN gemacht würden, die Aufgabe des DeNIC, sollte man den Zuschlag bekommen, sieht sie im Wesentlichen als "technischen Service". (Monika Ermert) / (jk)