IP-Adressverwalter wehren sich gegen ITU-Vorschlag
Der Dachverband der IP-Adressverwalter, die Number Resource Organisation, ist nicht erfreut über den Vorschlag, IPv6-Adressblöcke direkt an Regierungen auszugeben.
Der Dachverband der IP-Adressverwalter, die Number Resource Organisation (NRO), ist erwartungsgemäß nicht erfreut über den Vorschlag, IPv6-Adressblöcke direkt an Regierungen auszugeben. Diesen Vorschlag hatte der Chef des Standardisierungsbüros der International Telecommunication Union (ITU) in einem längeren Papier zu Fragen der globalen Netzverwaltung unterbreitet. Zhao hatte ein Nebeneinander der Verteilung von IP-Adressen durch die regionalen Internet-Registries (RIR) und -- auf nationaler Ebene -- durch Regierungen als Möglichkeit für mehr Wettbewerb bezeichnet (siehe auch c't 24/2004, Seite 64).
"Dieser Vorschlag", so warnte die NRO nun in ihrer geharnischten Antwort (PDF) , "würde den stabilen und erprobten Mechanismus bei der Vergabe von IP-Adressen zerstören, auf dem der Erfolg des Internet basiert und auf den die globale Netzgemeinschaft auch für künftige Stabilität und Wachstum angewiesen ist." Die ITU solle diesen Vorschlag doch bitte dringend überdenken, fordern die Adressverwalter. Nicht alle Dinge lassen sich durch Herstellung von Wettbewerb verbessern, so die Analyse der NRO. Wo es in hohem Maß auf Koordinierung ankommt, um die Erreichbarkeit von Adressen, diskriminierungsfreien Zugang und letztlich Überlegungen zur Entwicklungsfähigkeit des Internet insgesamt gehe, wäre ein scharfer Wettbewerb eher kontraproduktiv. In dieser Hinsicht sei die Vergabe von IP-Adressen auch nicht mit dem System nationaler Domains (ccTLDs) vergleichbar. Letztere könnten nach völlig unterschiedlichen Modellen unabhängig voneinander betrieben werden. Bei den IP-Adressen sei dies nicht in gleichem Maße so.
Im Übrigen enthielten die IP-Nummern selbst keinerlei nationale Attribute, wie es sie etwa beim e164-Nummernplan für die Telefonie gibt, und dafür gebe es auch keinerlei Bedarf. Das freilich könnten Filterliebhaber in der Tat anders sehen und vielleicht kommt es nicht von ungefähr, dass ausgerechnet China tatsächlich innerhalb des RIR-Systems eine zentrale, staatlich gelenkte Adressverwaltung installiert hat. Die NRO weist aber auch noch einmal auf ein technisches Problem des Zhao-Vorschlags hin. Ein solches System könnte die Routing-Tabellen deutlich zu groß werden lassen, und genau das versucht man derzeit bereits mühevoll zu verhindern. Dass die ITU solche technischen Fragen bei ihren Vorschlag zurückgestellt hat, ist mit Blick auf eine stabile Adressierung aber nicht akzeptabel, meint man bei der NRO. (Monika Ermert) / (tol)