FĂĽhrungskrise am Heinrich-Hertz-Institut vermutlich beendet

Ein Industriemanager soll jetzt die wissenschaftliche Leitung des Fraunhofer-Instituts ĂĽbernehmen.

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Von
  • Richard Sietmann

Nachdem der Mobilfunk-Fachmann Gerhard Fettweis, Inhaber des Vodafone-Stiftungslehrstuhls an der Technischen Universität Dresden, im Juli die Berufung zum Wissenschaftlichen Direktor des Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) der Fraunhofer-Gesellschaft abgelehnt hatte, soll nun der Technische Direktor der Marconi Communications Ondata GmbH in Backnang, Dr.-Ing. Hans-Joachim Grallert, die Leitung der renommierten Forschungseinrichtung übernehmen. Grallert hat jetzt einen Ruf als Professor für Nachrichtentechnik an die Technische Universität Berlin erhalten; diese Position ist zugleich mit der Leitung des HHI verbunden.

Grallert ist für das HHI kein Unbekannter. Als Vertreter der Firma Marconi gehörte er bereits dem wissenschaftlich-technischen Beirat des Instituts an. Er gilt als Fachmann auf den Gebieten der Kodierverfahren und der Photonik und ist daher mit zwei der drei HHI-Forschungsschwerpunkte "Photonische Netze und Komponenten", "Elektronische Bildtechniken für Multimedia" und "Breitband-Mobilkommunikation" einschlägig vertraut.

Mit der Berufung soll die seit langem schwelende Führungskrise nun ein Ende finden. Seit 2002, als der langjährige Geschäftsführer Clemens Baack in den Ruhestand wechselte, ist die wissenschaftliche Ausrichtung des HHI ungeklärt. Als Interims-Geschäftsführer vollzog der frühere HHI-Aufsichtsrat und Zeiss-Forschungschef Joachim Hesse die Überführung des vormaligen Bund/Länder-Instituts aus der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) in die Fraunhofer-Gesellschaft und den damit verbundenen Wechsel von der anwendungsorientierten Grundlagenforschung zur industriellen Vertragsforschung. Hesse ging im April selbst in den Ruhestand. Seither führen die drei Abteilungsleiter und der Verwaltungsdirektor kommissarisch die Geschäfte. Mit 268 Mitarbeitern und einem Gesamtetat von rund 26 Millionen Euro ist das HHI eines der größten Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. (Richard Sietmann) / (anw)