SCO vs. Linux: Auf den Spuren von Ken Brown

Samiszdat, das kontrovers diskutierte Buch von Kenneth Brown über die Ursprünge von Linux, ist trotz wiederholter Bestellversuche immer noch beim Drucker. SCO benutzt die Argumentation von Brown aber bereits in eigenen Stellungnahmen.

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Von
  • Detlef Borchers

Samiszdat, das kontrovers diskutierte Buch von Kenneth Brown über die Ursprünge von Linux, ist trotz wiederholter Bestellversuche immer noch beim Drucker. Offenbar hat es die Alexis de Toqueville Institution nicht eilig damit. "Der Think Tank, der es wagt, die Linux-Lobby anzugreifen", so die Eigenbeschreibung, kann dennoch einen Erfolg verbuchen: In einer auf Groklaw veröffentlichten Stellungnahme von SCO über die Notwendigkeit, im Rechtsstreit mit IBM um angeblich unrechtmäßige Nutzung von Unix-System-V-Code weitere AIX-Versionen zu durchsuchen, findet sich die Anmerkung, die Kenneth Browns Thesen aufnimmt und als "public knowledge" ausgibt. "Im Jahre 1991 begann ein finnischer Student namens Linus Torvalds damit, ein Betriebssystem zu komponieren. In seinem Unterricht hatte Herr Torvalds ein Betriebssystem studiert, das einer seiner Professoren (der dafür eine Unterrichts-Lizenz besaß) auf UNIX basiert entwickelte."

Hinter diesem von SCO bemühten öffentlichen Wissen steckt die von Kenneth Brown vertretene These, dass Linus Torvalds bei seinem Linux praktisch von Minix abschrieb, das von Andrew Tanenbaum entwickelt wurde. Obwohl Tanenbaum ebenso wie Torvalds die These bereits als völligen Unsinn bezeichneten, ist sie von SCO aufgenommen worden, um die Verstrickung von IBM in die Entstehung von Linux zu dokumentieren. Die Stellungnahme von SCO ist noch in anderer Hinsicht bemerkenswert, weil sie die Rolle der als Experten aufgebotenen Sandeep Gupta, Chris Sontag und John Harrop neu bewertet. Obwohl sie als Experten qualifiziert seien, über den angeblich von Unix nach Linux kopierten Code zu urteilen, habe keiner dieser drei Zeugen ein Testat abgegeben, das die Qualifikation eines Experten erfordern würde. Die umständliche Beschreibung der Laien-Position soll suggerieren, dass jeder Laie sich davon überzeugen kann, dass Linux unrechtmäßigen Code verwendet. Im Gegensatz zu dieser Position hatte IBM mit Randall Davis einen qualifizierten Experten aufgeboten: Der Wissenschaftler konnte keinen gestohlenen Code finden.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)