Von der Natur lernen im Kampf gegen Bakterien

Die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika gilt als eines der größten Probleme in der Medizin. Ein vom Seetang abgeschauter Trick könnte bei der Lösung helfen

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Von
  • Sascha Mattke

Die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika gilt als eines der größten Probleme in der Medizin. So sind nach Schätzung des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bereits 70 Prozent der Bakterien, mit denen sich Patienten in Krankenhäusern infizieren, gegen mindestens ein Antibiotikum resistent -- jedes Jahr sterben dadurch in den USA 90.000 Menschen. Ein Trick aus der Natur könnte jetzt dabei helfen, sicherere Wirkstoffe zu entwickeln, berichtet Technology Review aktuell.

Bakterien benutzen eine Art Kommunikationssystem, um sich zu versichern, dass genügend von ihnen für einen Angriff auf den Wirtsorganismus vorhanden sind. Australische Wissenschaftler haben nun festgestellt, dass eine bestimmte Seetang-Art dieses "quorum sensing" mit Hilfe bestimmter Substanzen stört -- die Bakterien selbst werden nicht angegriffen, aber die für einen Befall nötige Signalübertragung verhindert. Forscher hoffen, dass sich so Mittel gegen Cholera, Lebensmittelvergiftungen und Tuberkulose entwickeln lassen.

Der größte Vorteil dabei ist, dass die Bakterien wahrscheinlich keine Resistenzen gegen die neuen Medikamente entwickeln, weil darin kein Evolutionsvorteil läge: Das Leben und Wachstum des Bakteriums selbst wird durch den Signal-Stopper ja nicht beeinträchtigt. Selbst wenn sich diese Hoffnung als unbegründet herausstellen sollte, glauben viele Wissenschaftler, dass die Beobachtung von natürlichen Abwehrmechanismen in Zukunft hilfreich bei der Entwicklung von Medikamenten sein wird.

Siehe dazu in Technology Review aktuell:

(sma)