Cebit

Die Bahn nennt weitere Details zu WLAN-versorgten Zügen

Dieses Jahr sollen sieben komplette ICE-3-Züge WLAN-fähig werden. Neben UMTS testet die Bahn weitere Varianten der "Zug-Land-Verbindung".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 195 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Auf der 50. Eisenbahntechnischen Fachtagung des Verbands Deutscher Eisenbahn-Ingenieure (VDEI), die während der CeBIT stattfand, nannte der Leiter des Projekts Rail-net weitere Details zum Vorhaben der Deutschen Bahn, ihren ICE-Reisenden WLAN-Zugang während der Fahrt zu bieten: Im Lauf des Jahres sollen sieben ICE-3-Züge in allen Waggons WLAN-versorgt werden. Diese Anzahl an Zügen ist nach Angaben von Dr. Werner Clas, Projektleiter Rail-net bei der Bahn-Tochter DB Systems, erforderlich, um auf der "Strecke 41" (Duisburg-München) regelmäßig WLAN-Züge fahren zu lassen. Auf diese Weise will die Bahn weitere Erkenntnisse gewinnen. Ein wichtiger Punkt ist die so genannte "Zug-Land-Verbindung", die für den Datenfluss zwischen den WLAN-Nutzern und der Außenwelt während der Fahrt sorgt.

Wie die Chefs von Bahn und Telekom vorige Woche auf der CeBIT bekannt gegeben hatten, können zunächst nur Passagiere der Strecke Köln-Düsseldorf-Essen-Dortmund wirklich online gehen. Zwischen den Ballungszentren an Rhein und Ruhr verkehrt der ICE nur mit geringem Tempo und das UMTS-Netz des Projektpartners T-Mobile ist dort dicht ausgebaut. Projektleiter Clas wies darauf hin, dass UMTS nur eine der von der Bahn untersuchten Varianten der Zug-Land-Verbindung sei. Man habe auch getestet, einen fahrenden ICE via Satellit anzubinden und ohne großen Optimierungsaufwand Empfangsraten von 1 MBit/s erzielen können. Nachteile der Satelliten-Anbindung seien jedoch erstens, dass aus dem Zug abgeschickte Daten über eine andere Infrastruktur transportiert werden müssten, da die kommerziell verfügbaren Satelliten keinen breitbandigen Rückkanal böten. Zweitens setze die Verbindung zum Satelliten eine "line of sight" voraus. Doch führe etwa allein die ICE-Neubaustrecke zwischen Köln und Frankfurt am Main durch mehr als 40 Tunnels.

Zusätzlich zu echten Online-Verbindungen will die Bahn daher in die Probezüge südlich von Köln zwischengespeicherte Inhalte in die WLAN-Waggons einspeisen. "Daten-Tankstellen" an den Bahnhöfen sollen für die Aktualisierung sorgen. Die Bahn sieht im WLAN-Geschäft eine interessante wirtschaftliche Perspektive. Schließlich befördern die ICE-Züge im Schnitt rund 150.000 Passagiere je Tag, die sich im Mittel zwei Stunden und zwanzig Minuten in den Zügen aufhalten. Hinzu kommt, dass sich auf den 80 größten deutschen Bahnhöfen täglich 2,7 Millionen Menschen aufhalten, allein auf dem Frankfurter Hauptbahnhof sind es über 300.000.

Das Projekt Rail-net will die Bahn nach Aussage des Projektleiters daher streckenweise entsprechend des Fahrgastaufkommens und ihres Nutzungsverhaltens ausbauen. Bie die Vision zur Realität wird, sind noch eine Reihe technischer Hürden zu überwinden. Als Beispiel nannte Clas den von den Passagieren gewünschten "seamless handover": Wenn ein wartender Fahrgast zunächst einen stationären Hotspot am Bahnhof genutzt hat, will er nahtlos im ICE weitersurfen. Dabei muss vermieden werden, dass er sich in das WLAN des ICE am Nachbargleis einbucht, da dieser Hotspot bald darauf in eine andere Richtung verschwindet. (ssu)