Steigende Registry-Gebühren von ICANN verteuern Domains [Update]

Auf 22 Millionen US-Dollar will die Internet-Verwaltung ICANN ihr Budget steigern. Kein Wunder also, dass ICANN nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten sucht -- nun will man die Registries für jede Domain-Registrierung zur Kasse bitten.

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Von
  • Monika Ermert

Auf 22 Millionen US-Dollar will die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ihr Budget im kommenden Jahr steigern. Das ist noch einmal eine deutliche Erhöhung gegenüber dem noch bis Juni laufenden Geschäftsjahr (15,8 Millionen) und den, rückblickend betrachtet mageren, Jahren davor (2003/2004, 8,3 Millionen). Die Summen sind in der neuesten Fassung des "Strategischen Planes" noch einmal bestätigt.

Kein Wunder also, dass man bei ICANN nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten sucht. Eine davon bekommt der neue -- und vermutlich alte -- Betreiber der Registry für die Domain .net zu spüren. Er muss zusätzlich zu dem Fixbetrag auch noch eine Transaktionsgebühr pro Domainregistrierung oder Verlängerungen berappen, 0,75 US-Dollar werden jeweils fällig. In den USA warnt man angesichts dieser Entwicklung immer wieder vor einer Domainsteuer.

Bislang haben die großen Registries wie .com, .net, .org, .info über eine Fixgebühr mit ICANN abgerechnet, die sich auf 132.000 Dollar belief. Die kleineren generische Top Level Domains (gTLDs) wie zum Beispiel .biz, .name oder .pro zahlen immerhin noch 106.000 Dollar. Als Erstes wird bei .net die Gebühr pro Domain-Registrierung fällig, ein Umstand, den etwa Sabine Dolderer, Chefin der .de-Registry DeNIC, bereits aus Wettbewerbsgründen als nicht unproblematisch bezeichnet hatte. Ob ICANN in Zukunft auch andere Registries mit Transaktionsgebühren belasten will, ist derzeit nicht klar.

Einen Hinweis in diese Richtung können allerdings die kürzlich veröffentlichten neuen Verträge von .jobs und .travel sein. Beide Spezial-TLDs müssen pro registrierter Domain sogar 2 US-Dollar berappen. Allerdings hat ICANN dafür bei den Fixkosten zurückgeschraubt -- die beiden Neulinge zahlen pro Quartal erst einmal nur einen Betrag von 2.500 US-Dollar. Gerade aus Sicht der Spezialdomains ist das sicher sinnvoll, da man erst einmal kleinere Zahlen registrierter Domains erwartet.

Aus Sicht der Registrierungs-Dienstleister (Registrare), die ihrerseits eine Kombination von variabler und Pauschalgebühr bezahlen, ist die stärkere Heranziehung der Registries begrüßenswert. Noch zahlen sie mit 70 Prozent den Löwenanteil des ICANN Budgets, erklärt Bhavin Turakhia, CEO von Directi und Vorsitzender der so genannten Registrars Constituency der ICANN. "Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Beiträge für Registrare durch die Registry-Gebühren sinken, aber leider wird das nicht so sein." Immerhin aber würden die Beträge bei steigendem Budget nicht weiter wachsen. Turakhia hatte im vergangenen Jahr durch eine Kampagne erreicht, dass den Registraren eine Obergrenze für ihre Beiträge zugesagt wurde.

Einen recht hohen Finanzbedarf bescheinigt Eric Schätzlein, CTO bei Schlund+Partner, der privaten Netzverwaltung. ICANNs strategischer Plan lasse auch vermuten, dass sich der Trend fortsetze, da neue Aufgaben anvisiert würden, die wiederum aus den Domaingebühren finanziert werden müssten. "Letztlich zahlt der Domaininhaber", kommentierte Schätzlein. Wer eine .net-Domain registriere, finanziere etwa einen noch recht vage definierten Security and Stability Fonds mit. Bessere Leistungen bekomme er dadurch nicht unbedingt. Ob sich seine Registriergebühr durch den Beitrag des Registrars oder der Registry verteuert, dürfte dem Kunden egal sein. Ihn dürfte mehr die Gesamtverteuerung interessieren und die Frage, wie sinnvoll und effizient bei ICANN gewirtschaftet wird. (Monika Ermert) / (jk)