Drei Jahre Haft für Ericsson-Hacker

Im Gerichtssaal fand die Geschichte des Ericsson-Hackers Csaba Richter ihr vorläufiges Ende: Im März 2002 verschaffte sich der Mann Zugang zum weltweiten Unternehmensnetz von Ericsson und begann es systematisch auszuforschen.

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Von
  • Volker Hollich

Im Gerichtssaal des Stockholmer Tingsrätt fand diese Woche die Geschichte des Ericsson-Hackers Csaba Richter ihr vorläufiges Ende. Drei Jahre Haft wegen schwerem Diebstahl von Betriebsgeheimnissen lautet das Urteil gegen den 26-jährigen Ungarn. Die über 3.000 Seiten starken Ermittlungesunterlagen haben das Zeug zu einem Spionagethriller.

Im März 2002 verschaffte sich der in der schwedischen Presse als Ericsson-Spion bekannt gewordene Mann Zugang zum weltweiten Unternehmensnetz von Ericsson und begann es systematisch auszuforschen. Besonders die Konzerntöchter Ericsson Mobile Platform AB, Ericsson Microwave System AB und Sony Ericsson Mobile Communications AB hatten es ihm angetan. Mittels bei Benutzern installierter Trojanischer Pferde und weiterer Programme drang er immer tiefer in das Computernetz hinein und verwischte seine Spuren anfangs erfolgreich. Bis zu seiner Festnahme im Oktober 2004 kopierte er eine große Anzahl geheimer Daten, darunter auch den Quellcode zu den Mobiltelefonen aus dem Hause Sony Ericsson. In Verhören beschrieb Csaba Richter die Sicherheit bei Ericsson als recht lasch. Auch nach einem großen Skandal im Herbst 2002 habe sich nichts geändert. Damals mussten zwei russische Diplomaten Schweden verlassen, die versucht haben sollen, das von Ericsson gelieferte Radarsystem des Kampffliegers Gripen auszukundschaften.

Von dem Haus seiner Eltern im Norden Budapests gelangte Csaba Richter nicht nur an Unternehmensgeheimnisse des Telecomausstatters, auch Militärgeheimnisse der schwedischen Streitkräfte blieben ihm nicht verborgen. Von Ericssons Firmendaten fertigte er verschlüsselte CDs an, Militärgeheimnisse benannte er um und lagerte sie auf einem Server in Stockholm. Während der gesamten Zeit blieb das Tun offenbar völlig unbemerkt. Erst als im Internet unter den Pseudonymen Timo Gelb, Mr Yello und Ted Gren Ericssons Daten angeboten wurden, wurde man in Schweden auf den Fall aufmerksam. Im Herbst 2003 wandte sich Ericsson an den Geheimdienst Säpo, der daraufhin den Hacker kontaktierte und ein Treffen in Wien vereinbarte. Bei dieser Gelegenheit übergab Richter den Säpobeamten Unterlagen. Die Polizisten gaben sich ihm gegenüber als Ericsson-Mitarbeiter aus. Später gelang es dem Geheimdienst gar, den Datenspion zu einem weiteren Treffen in Schweden zu überreden. Auf dem Malmöer Flughafen Sturup klickten dann im Oktober 2004 die Handschellen.

Während der Untersuchungshaft zeigte sich der nun verurteilte Csaba Richter sehr kooperativ und half beim Entschlüsseln der CDs. Er behauptete, durch seine Tat eine Anstellung bei Ericsson gesucht und nicht die Absicht gehabt zu haben, dem Unternehmen Schaden zuzufügen. Das Gericht stellte aber sehr wohl eine Gewinnabsicht fest, da er die Dateien im Internet angeboten habe anstatt sich direkt an Ericsson zu wenden. Wegen seiner Kooperation fiel das Strafmaß trotzdem vergleichsweise gering aus. Der Prozess fand unter für Schweden sehr ungewöhnlicher Geheimhaltung statt. Zwei Drittel der Untersuchungsergebnisse gelten als Verschlusssache und werden zum Teil nach dem Prozess vernichtet. Manche Inhalte gelten noch die nächsten zwanzig Jahre als Staatsgeheimnis. Bis das Urteil rechtskräftig ist, unterliegt Richter einer Kontaktsperre. Ob Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt werden, ist laut Verteidiger Göran Lindén noch nicht entschieden. (Volker Hollich) / (jk)