Real singt eine 10-Jahres-Rhapsodie
RealNetworks feiert sein zehnjähriges Bestehen mit neuen Musik-Abo-Diensten für PC und mobile Player; eine Art Promotion verspricht Nutzern von Reals Software 25 kostenlose Songs pro Monat.
Vor 10 Jahren brachte Progressive Networks, die Firma des ehemaligen Microsoft-Technikers Rob Glaser, ihr RealAudio auf den Markt. Das Programm gestattete es, Musik aus dem damals populär werdenden World Wide Web zu hören. Seine schnell wachsende Beliebtheit verdankte RealAudio vor allem dem ehemaligen jugoslawischen Jugendsender B92, der von Milosovics Gefolgsleuten 1991 geschlossen wurde und im September 1994 begann, mit der Beta-Software über den holländischen Internet-Provider XS4ALL sein Programm über das Internet auszustrahlen. Finanziert wurde Progressive Networks vom Lotus-Gründer Mitch Kapor, der wiederum dafür sorgte, dass der Währungsspekulant George Soros das Experiment B92 über sein Open Society Institute bezahlte.
An diese Anfänge der Unabhängigkeit zwischen den Machtblöcken erinnerte Rob Glaser beim Geburtstagsfest der mittlerweile in RealNetworks umgetauften Firma, auf dem der neue "revolutionäre Musikdienst" Rhapsody to Go vorgestellt wurde. Zwischen dem marktführenden iTunes von Apple und dem Verfolger Napster to Go soll Rhapsody to Go seinen Weg machen und den (vorerst nur amerikanischen) Verbrauchern "blockfreie" Musik auf mobile Player von iRiver und Creative zur Verfügung stellen. Für eine monatliche Gebühr von 14,99 Dollar können sie sich aus dem Rhapsody-Angebot von einer Million Songs bedienen und sie unbegrenzt so lange hören, wie die monatliche Nutzungsgebühr gezahlt wird.
"Die vergangenen 10 Jahre waren unsere ersten 10 Jahre", erklärte RealNetworks-Chef Rob Glaser, "wir haben erst angefangen." Das will er auch mit zwei anderen Rhapsody-Diensten beweisen: "Rhapsody 25" erfordert nur den Download der zugehörigen Software, um Zugang zu 25 Songs pro Monat aus dem Real-Katalog zu bekommen -- was man wohl als eine Art von Promotion für die anderen Rhapsody-Dienste verstehen muss, zu denen neben dem erwähnten Rhapsody to Go auch das bisherige, nunmehr Rhapsody Unlimited genannte Angebot gehört. Es liefert für 9,99 US-Dollar pro Monat unbegrenzten Streaming-Zugang zum Real-Musikkatalog und den Download-Zugang -- die heruntergeladenen Songs können aber nur so lange genutzt werden, wie das Abonnement von Rhapsody besteht. Zusätzlich erhalten Kunden von Rhapsody Unlimited die Möglichkeit, Songs für 89 US-Cents pro Stück oder 8,99 US-Dollar pro Album zu kaufen -- dann bleiben sie auch nach dem Ende des Rhapsody-Abos nutzbar. Die Download-Songs sind in RealAudio-10-AAC mit 192 kBit/s enkodiert. Ob und wann die Dienste auch in Europa angeboten werden sollen, darüber ließ sich RealNetworks nicht weiter aus.
Das neue Rhapsody basiert auf den Diensten des Musikanbieters Listen.com, der von RealNetworks aufgekauft wurde. Unmittelbar nach dieser Übernahme startete Apple seinen erfolgreichen Musikladen, was damals als schwerer Schlag für die Pläne von Rob Glaser gewertet wurde. Bei der Vorstellung des neuen Dienstes führte Glaser nun die Analysten von Jupiter Research mit einer Studie an, die besagt, dass das Kaufen einzelner Songs (iTunes-Modell) einen Markt von 800 Millionen US-Dollar in den nächsten beiden Jahren hat, während die Subskription à la Napster to Go und Rhapsody to Go einen Markt von 900 Millionen US-Dollar ausmacht. (Detlef Borchers) / (jk)