Berliner Polizei: Computersystem Poliks verliert keine Ermittlungsdaten

Das Berliner Polizeipräsidium hat eingeräumt, dass es weiterhin Probleme mit dem neuen Informations- und Sachbearbeitungssystem Poliks gibt. Ermittlungsdaten seien aber nicht verloren gegangen.

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  • dpa

Für eine optimale Arbeit mit dem neuen Informationssystem Poliks der Berliner Polizei werden nach Einschätzung von Experten noch etwa eineinhalb Jahre benötigt. "Dann werden wir auch alle Spezialdienststellen mit ihren besonderen Bedürfnissen bedient haben und die Beamten das System im Schlaf beherrschen", sagte der Leiter der Abteilung Informations- und Kommunikationstechnik im Polizeipräsidium, Ulrich Bechem, am Mittwoch der dpa. Seine Feuerprobe habe Poliks aber schon bei den geglückten Polizeieinsätzen während der Feierlichkeiten am 1. Mai und zum Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai bestanden.

Poliks war Ende März an die Stelle des weit über 20 Jahre alten "Informationssystems Verbrechensbekämpfung" (ISVB) getreten. Es ist nicht mehr nur ein System zur Unterstützung der Verbrechensbekämpfung, sondern erlaubt auch die Bearbeitung etwa von Verkehrsunfällen oder Ordnungswidrigkeiten und den Zugriff auf Daten von anderen Berliner Behörden und Bundesbehörden sowie auf das Schengener Informationssystem. Die Beamten haben aber noch manche Probleme mit Poliks.

Berichten, wonach bei der Einführung des neuen Systems ganze Ermittlungsvorgänge samt den Namen von Beschuldigten verschwunden sein sollen, tritt die Behörde jedoch vehement entgegen. "Verloren gegangen ist nichts", betonte Bechem. Die oppositionelle CDU will am kommenden Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses Poliks-Mängel zur Sprache bringen.

Laut Bechem waren in den vergangenen Wochen vor allem zwei Probleme zu lösen: der Datenaustausch mit dem Computersystem "Asta" der Berliner Justiz und die Bereinigung von fehlerhaften Übertragungen von Datenbeständen aus dem ISVB in Poliks. Das Problem mit "Asta" sei mittlerweile nahezu vollständig gelöst. Bei der Staatsanwaltschaft hatten sich Mitte April mehr als 8000 Ermittlungsakten ohne Zuordnung getürmt, weil es mit der Übermittlung von Aktenzeichen zu den Justizbehörden einerseits und dem Rücklauf von dort zur Polizei nicht klappte.

Die Folgen fehlerhafter Datenübertragungen hingegen "werden uns noch einige Zeit beschäftigen", sagte der Leitende Kriminaldirektor. Er verwies darauf, dass in Poliks in der Umstellungsphase Ende März binnen kürzester Zeit mehr als 20 Millionen Objekte (Personen, Sachen und Vorgänge) eingespeist werden mussten. "Es tauchten nicht alle Daten dort auf, wo sie auftauchen sollten", erläuterte der Erste Kriminalhauptkommissar Michael Steinert von der Projektgruppe Poliks. "Aber verloren gegangen sind sie nicht." Auf Grund eines Hardware-Fehlers im Zentralsystem habe die Synchronisation von offline eingegebenen Daten anfänglich nicht richtig funktioniert.

Laut Steinert hat die Polizei eine interne Hotline zur Unterstützung der Beamten bei der Computerarbeit rund um die Uhr eingerichtet. Deren Spezialisten unterstützten auch dann, wenn der Sachbearbeiter seine Ermittlungsfälle nicht mehr im neuen Poliks-Computer findet. Zudem gebe es Sicherungen gegen Vorgangsverluste. "Uns war klar, dass wir -- wie bei jeder Einführung eines neuen und so komplexen Kommunikations- und Informationssystems -- eine schwierige Phase in der Behörde vor uns haben würden", sagte Bechem zu teils von Personalräten geäußerten Klagen über wenig anwenderfreundliche Software.

Die Wartung und Optimierung des neuen Systems soll in den kommenden fünf Jahren der Berliner IT-Dienstleister gedas übernehmen. Den entsprechenden Vertrag unterzeichnete jetzt Polizeipräsident Dieter Glietsch. Das Tochterunternehmen des Autokonzerns VW hatte bereits die Poliks-Software entwickelt. (dpa) / (pmz)