US-Regierung plant Röntgendurchleuchtung von Flugpassagieren

Neue Backscatter-Röntgengeräte sehen selbst durch die Kleidung: Auf dem Kontrollschirm des Sicherheitspersonals sind die Personen nackt.

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Von
  • Erich Bonnert

Die zum US-Department for Homeland Security (DHS) gehörende Flugaufsichtsbehörde Transportation Security Administration (TSA) will noch in diesem Jahr die ersten umfassenden öffentlichen Tests mit der so genannten Backscatter-Röntgentechnik starten. Die etwa kühlschrankgroßen Geräte nutzen die Compton-Streuung normaler Röntgenstrahlen an Oberflächen; dadurch wird nicht nur präzise sichtbar, was jemand unter der Kleidung oder Unterwäsche verbirgt, sondern seine Gestalt erscheint auch nackt auf dem Prüfbildschirm.

Der neu ernannte DHS-Chef Michael Chertoff präsentierte diesen Plan zur Durchleuchtung aller Flugpassagiere vor einigen Wochen vor dem Sicherheitsausschuss des US-Kongresses. Daraufhin erhoben nicht nur Bürgerrechtler und Sicherheitsexperten schwere Bedenken über diesen Eingriff in die Privatsphäre der Flugreisenden. In zahlreichen US-Medien wurde vor allem die Verletzung des Schamgefühls der unbescholtenen Passagiere angeprangert, die vor den Sicherheitskräften gleichsam nackt auf dem Präsentierteller landen. Auch die Frage, was mit den gespeicherten Bildern geschehe, sei nicht ausreichend beantwortet, erklärte die American Civil Liberties Union (ACLU).

Chertoff hatte nach einem Bericht der New York Times den Abgeordneten deutlich gemacht, dass er "keine endlosen Debatten" über Datenschutzfragen wünsche. Die Regierung hält die Röntgenmethode für unverzichtbar, um endlich mehr Sicherheit an den Flughäfen zu gewährleisten. Zahlreiche Testfälle mit verdeckten Agenten hätten gezeigt, dass etwa die bisher eingesetzten Metalldetektoren zum Auffinden versteckter Waffen und Sprengstoffe zu unzuverlässig seien. Bedenken wegen des Eingriffs in die Intimsphäre seien unbegründet, ließ die TSA wissen. Zum Beweis ließ sich Susan Hallowell, die Leiterin des TSA-Sicherheitslabors, gleich selbst röntgen und verschickte die Aufnahme zusammen mit Informationsmaterial an die Presse. Trotzdem war das Medienecho weitaus stärker als die TSA wohl erwartet hatte.

Bereits die immer häufigeren Leibesvisitationen an US-Flughäfen in der jüngsten Zeit haben bereits sehr viel Unmut in der Öffentlichkeit geweckt. Backscatter-Apparate werden an US-Flughäfen, nachdem bereits seit einiger Zeit immer wieder freiwillige Tests liefen, bisher nur zur Durchsuchung Verdächtiger eingesetzt. Künftig sollen sie jedoch im Routineverfahren jährlich mehrere Millionen Passagiere durchleuchten, erklärte die TSA. Einen Termin zum Testbeginn legte die Behörde bislang noch nicht fest. (Erich Bonnert) / (jk)