SCO vs. Linux: Das Novell-Verfahren geht in die Beweisaufnahme

In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und Novell um die Rechte am Unix-Code hat der zuständige Bezirksrichter gegen den Antrag von Novell entschieden, das Verfahren sofort einzustellen.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und Novell um die Rechte am Unix-Code hat der zuständige Bezirksrichter Dale Kimball am Montag gegen den Antrag von Novell entschieden, das Verfahren sofort einzustellen. Kimball stellte klar, dass es nicht anginge, den Fall zu den Akten zu legen, wie es Novell unter Hinweis auf den Kaufvertrag aus dem Jahre 1995 verlangte: "Der richtige Platz, diese Argumente vorzutragen ist die Beweisaufnahme und nicht der Antrag auf Einstellung des Verfahrens."

Im Zuge der Beweisaufnahme müssen nun beide Seiten die Details um den damaligen Kaufvertrag, das Asset Purchase Agreement, klären. In Novells Interpretation wurde am 19. November 1995 ein Vertrag abgeschlossen, bei dem die damalige Firma SCO die Distributionsrechte für Unix kaufte, nicht aber das Copyright. Sie standen in der Lesart von Novell, das sich als Eigentümer von Unix sieht, niemals zur Debatte. Diese Interpretation wird von der SCO Group bestritten, Sie behauptet, auch das Copyright erworben zu haben. Mit der nun einsetzenden Beweisaufnahme dürfte das Verfahren zwischen Novell und der SCO Group den Rest des Jahres beschäftigt sein.

Während es zwischen der SCO Group und Novell um das Eigentum an Unix geht, beschäftigt sich das Verfahren zwischen der SCO Group und IBM damit, wie das Eigentum angeblich beschädigt wurde. In diesem weiter fortgeschrittenen Verfahren wurden nun einige Aussagen veröffentlicht, die zuvor unter Verschluss genommen waren. Zu den bemerkenswerten Aussagen zählt eine Stellungnahme von Brian Kernighan, Informatik-Professor an der Universität von Princeton, die Groklaw nun veröffentlicht hat. Kernighan war einstmals als Angestellter der Bell Labs an der Entwicklung von Unix beteiligt. Seine Aussage ist eine vernichtende Kritik der SCO-Theorie, dass Linux auffallende Ähnlichkeiten mit Unix habe und Code übernommen worden sei. Kernighan kritisiert dabei die unwissenschaftliche Methode, wie die Codezeilen zusammengestellt wurden, sieht keine Übereinstimmung im Code und stellt zusätzlich fest, dass 100 Zeilen Code aus einem solch umfassenden Betriebssystem wie Unix viel zu dürftig seien, um als Beweis für einen Codeklau gelten zu können.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)