Schmiergeld-Affäre: Infineon-Aufsichtsratschef lehnt Rücktritt ab

Max Dietrich Kley äußert sich in einem FAZ-Interview zur Schmiergeld-Affäre. Auch nahm er erstmals ausführlich Stellung zur Trennung von Ex-Vorstandschef Ulrich Schumacher im vergangenen Jahr.

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  • dpa

Im Schmiergeld-Skandal bei Infineon lehnt Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley einen Rücktritt ab. "Dafür gibt es überhaupt keinen Grund", sagte Kley in der Donnerstagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Die früh bekannt gewordenen Vorwürfe gegen den inzwischen zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz seien intensiv geprüft worden. Es seien aber keine Beweise gefunden worden.

Die Rechtsabteilung von Infineon hatte sich seit dem Frühjahr 2004 mehrmals mit den Schmiergeldvorwürfen gegen Zitzewitz beschäftigt. Dieser soll 259.000 Euro Schmiergeld von der Schweizer Firma BF Consulting kassiert haben. Nach einer Durchsuchungsaktion in der vergangenen Woche sieht sich die Staatsanwaltschaft in ihrem Verdacht bestätigt.

Unterdessen betonte BF-Consulting-Chef Udo Schneider in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit, Ex-Vorstandschef Ulrich Schumacher habe von den Zahlung an Zitzewitz nichts gewusst. "Das waren Dinge, die habe ich mit Zitzewitz alleine abgewickelt." Anfang der Woche hatte Kley betont, Schumacher sei für das Motorsportsponsoring verantwortlich und mit Schneider befreundet gewesen. Schumacher will sich gegen Behauptungen Kleys juristisch zur Wehr setzen.

Daneben weitet sich die Schmiergeld-Affäre bei Infineon zunehmend zur Schlammschlacht aus. Kley erklärte in dem FAZ-Interview, er habe schon lange vor dem Rausschmiss Schumachers im vergangenen Jahr nach einem Nachfolger gesucht. Ihm seien schon einige Monate nach seinem Amtsantritt als Aufsichtsratschef im Juli 2002 Zweifel an Schumacher gekommen. "Damals schon klagte er auch über Schlafstörungen und erklärte, dass er nur drei bis vier Stunden täglich schlafe." Angesichts der hohen Arbeitsbelastung eines Vorstandsvorsitzenden habe er sich Sorgen gemacht.

Kley nahm erstmals ausführlich Stellung zur Trennung von Schumacher im vergangenen Jahr. Das Verhältnis zwischen Schumacher und dem restlichen Vorstand sei zerrüttet gewesen, sagte Kley. Daher habe der Aufsichtsrat praktisch zwischen ihm und den anderen Vorständen entscheiden müssen. Allerdings hat Kley nach eigenen Angaben schon im Februar 2003 einen Headhunter mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt. "Doch der Markt für Führungskräfte in der Halbleiterindustrie ist klein."

Kley hat die Gespräche mit potenziellen Nachfolgern Schumachers nach eigenen Angaben teilweise zusammen mit Schumacher geführt. "Herr Schumacher wollte den Vorstand verstärken, während ich einen Stellvertreter suchte, der später den Vorsitz hätte übernehmen können." Schumacher musste schließlich Ende März 2004 gehen, nach einer Übergangszeit übernahm der frühere Conti-Manager Wolfgang Ziebart den Vorsitz. (dpa) / (anw)