Europäische PalmSource-Entwicklerkonferenz vorerst abgesagt
In jüngster Zeit kämpft die vormalige Palm-Tochter mit immer neuen Problemen. Nun verschiebt man auch die Entwicklerkonferenz in München -- allerdings ohne einen neuen Termin zu nennen.
Der Palm-OS-Entwickler PalmSource verschiebt seine gleichnamige Entwicklerkonferenz, die in München parallel zum Oktoberfest stattfinden sollte, auf unbestimmte Zeit. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch unklar, ob es dieses Jahr überhaupt eine europäische Konferenz geben wird, denn ein Ersatztermin steht bislang nicht in Aussicht. Auf der Webseite des Herstellers wird diese Information überhaupt nicht kommuniziert, nur auf Nachfrage erhält man die lapidare Aussage, die Konferenz finde zum bisher gewohnten Termin nicht statt.
In jüngster Zeit kämpft die vormalige Palm-Tochter mit immer neuen Problemen. Zwar meldete die Firma jüngst mit LG einen neuen Lizenznehmer für Palm OS, bislang lassen Produkte des Herstellers aber noch auf sich warten. Andere Lizenznehmer wie Sony produzieren keine Palm-OS-Geräte mehr, oder verkaufen wie Kyocera nur marginale Stückzahlen in den USA. Der einstige Mutterkonzern Palm hat zwar seinen Lizenzvertrag erneuert, knüpft daran aber die Bedingung, dass der Betriebssystem-Entwickler künftig "wichtige Meilensteine" der PDA-Technik nicht außer acht lässt. Palm hatte nämlich viele Features wie WPA-Sicherheit bei Drahtlos-Netzwerken selbst in das Betriebssystem integriert. Will PalmSource Palm als Lizenznehmer behalten, muss sich der PDA-System-Entwickler also mehr als anstrengen. Falls sich Gerüchte um Palm-Treo-Geräte, die anstatt mit Palm OS unter Windows Mobile laufen sollen, bewahrheiten, bestünde die Gefahr, dass die letzte große Geldquelle für PalmSource versiegen könnte.
Zudem scheint niemand wirkliches Interesse am aktuellen Palm OS 6 Cobalt zu haben. Das System steht seit über einem Jahr den Hardware-Entwicklern zur Verfügung, aber trotz diverser Ankündigungen ist noch kein Gerät in Sicht. Selbst Palm erweitert das ältere Palm OS 5 Garnet lieber um eigene Funktionen, anstatt das neue System zu verwenden. Bislang reicht das alte System für alle gängigen PDA- und Smartphone-Anwendungen völlig aus. Bis ein Cobalt-Nachfolger mit seinem Linux-Kernel punkten kann, dauert es wohl noch ein Weilchen. Palm OS 6 erscheint zum jetzigen Zeitpunkt immer mehr wie eine Totgeburt.
CEO David Nagel sah diese Entwicklung offenbar voraus und warf das Handtuch. Will das Unternehmen weiterhin eine Rolle im PDA- und Smartphone-Markt spielen, muss die PalmSource-FĂĽhrungsspitze neue Argumente fĂĽr Palm OS liefern. Momentan scheint es, als ob signifikante Erweiterungen in Palm OS eher von den Lizenznehmern als von PalmSource selbst kommen. (dal)