Wissenschaftler entwickeln Peer-to-Peer-Technik für legalen Musiktausch

Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut IGD in Darmstadt haben mit Confuoco eine neue Peer-to-Peer-Architektur für legalen Musiktausch entwickelt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 204 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt entwickelten mit Confuoco eine neue Peer-to-Peer-Architektur, die einen legalen und datenschutzfreundlichen Musikaustausch ermöglicht. Das Konzept wurde inzwischen in einem Prototypen umgesetzt.

Angeregt wurde die Entwicklung von Peter Rantasa, Vorstandsmitglied des internationalen UNESCO-Musikrats und Geschäftsführer des Musikinformationszentrums Österreich. Während der Entwicklung der Musikplattform manymusics.org, stellte er fest, dass der Online-Musikmarkt von großen Unternehmen mit nur rund 1, 8 Millionen Mainstream-Titeln beherrscht wird. Rantasa meint deshalb: "Der Markt ist für Nischenmusik und lokale Musik undurchlässig. Kleine Spezialangebote haben keine große Reichweite."

Die Ursache hat Rantasa in der aufwändigen Infrastruktur ausgemacht: "Um eine zentrale Infrastruktur aufzustellen, sind große Investitionen nötig, die refinanziert werden müssen." Doch nicht nur die Qualität der Musikpalette, auch die restriktive Art, wie sie den Hörern angeboten wird, gefällt dem Musikmanager nicht: "Die Nutzer von Digital-Rights-Management-Systemen gehen davon aus, dass der Mensch prinzipiell nichts zahlen will und dass deshalb Abschreckung nötig ist."

Auf der Suche nach Alternativen erinnerte sich Rantasa an die Erfahrung von Musikveranstaltern, die durch freiwillige Zahlungen der Besucher mehr einnehmen können als mit dem Ticketverkauf. Allerdings funktioniere dies nicht mit wenig bekannten Musikern. Rantasas Lösung besteht daher darin, eine Peer-to-Peer-Plattform mit einem Online-Reputationssystem zu verknüpfen.

"Peer-to-Peer ist der bessere Ansatz, weil die Lasten auf mehrere verteilt und die Kosten gesenkt werden können," stellt Rantasa fest. Damit könnten sich auch Nischenangebote entwickeln und Vielfalt, komplementär zum Mainstream, würde gefördert. Doch herkömmliche Peer-to-Peer-Plattformen sind nach Rantasas Beobachtung rechtlich nicht einwandfrei.

Martin Schmucker und Peter Ebinger vom Fraunhofer-Institut IGD entwickelten deshalb eine neue, datenschutzfreundliche Peer-to-Peer-Architektur. Demnach identifiziert jeder Peer ein Lied anhand dessen "digitalem Fingerabdruck", und nur solcherart als zugelassen ausgewiesene Songs können getauscht werden. Rechteinhaber können die Verteilung ihrer Inhalte innerhalb von Confuoco erlauben oder verhindern und auch später wieder zurückziehen.

"Der Vorteil besteht darin, dass die Inhalte unverschlüsselt verteilt werden", erklärt Entwickler Martin Schmucker. "Die Privatsphäre wird ebenfalls geschützt, da nur die Verteilung, nicht aber die Nutzung kontrolliert wird." Auch Bezahldienste sind über diese Plattform möglich. Derzeit wird die Finanzierung für den erforderlichen Ausbau geklärt. Wenn der öffentliche Betrieb aufgenommen wird, soll die Musik, unterstützt vom internationalen Musikrat der UNESCO, über 35 nationale Netzwerke eingespeist werden. (Christiane Schulzki-Haddouti) (dz)