Bundesnetzagentur berät mit Elite über Zukunft der Datennetze

Die Bundesnetzagentur sucht nach Konzepten, um dem wachsenden Anteil von VoIP an der Telefonie gerecht zu werden. Viele Provider sehen sich jedoch von der Entscheidungsfindung ausgeschlossen.

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Von
  • Monika Ermert

Wenn alle Welt über IP telefoniert, reichen die althergebrachten Regime für die Netzzusammenschaltung nicht mehr. Daher hat sich die Bundesnetzagentur das Thema "Zusammenschaltung der IP-Netze" auf die Fahnen geschrieben und eine Expertengruppe zusammengestellt. Sie soll im kommenden Sommer ein Abschlusspapier vorlegen. Bis dahin aber gibt es keine Informationen über künftige Änderungen und selbst die Liste der eingeladenen Unternehmensvertreter wird unter Verschluss gehalten. Diese Geheimniskrämerei ist für viele Internet- und VoIP-Provider ein Ärgernis, zumal sich die Kritik mehrt, das Gremium sei einseitig mit großen Netzbetreibern besetzt.

Der Fragenkatalog für das geheimnisvolle Expertengremium listet die technischen Anforderungen bei der Zusammenschaltung verschiedener Netze. Das dürfte unter anderem darauf abzielen, dass bei der Abwicklung von IP-basierenden Anrufen etwas für Quality of Service getan werden muss. Das Gros der Regelungen betrifft aber Preisbildungs- und Abrechnungssysteme und deren Veränderungen durch die Migration nach IP. Soll in einem technisch konvergenten Netz Sprache und Datenverkehr nach unterschiedlichen Preissystemen abgerechnet werden?

Diese Punkte betreffen unmittelbar die Geschäftsmodelle der VoIP-Anbieter. Über die "Quality of Service"-Idee rümpft man in der IP-Welt die Nase. Dort will man einfach nur rohe Bandbreite, aber keine externe Kontrolle, was für Verkehr darüber abgewickelt wird. Unterschiedliche Bepreisungssysteme gibt es in der IP-Welt nicht und sind dort auch nicht gewünscht.

Aus Sicht der VoIP-Anbieter wäre es dagegen wichtiger, Barrieren großer Netzbetreiber gegenüber VoIP zu verhindern. Die Kündigung bestehender Peering-Abkommen, wie sie gerade die Deutsche Telekom in den vergangenen Jahren massiv vorgenommen hat, ist für sie in dieser Hinsicht kein gutes Zeichen. Auch Fragen, wie die größer werdenden VoIP-Inseln Anschluss zu PSTN-Kunden (Public Switched Telephone Network) bekommen, würden sie gerne schneller klären. "Ein Jahr lang werden wir gar nichts hören und in der Zeit wird da etwas zusammengebrutzelt", warnt ein Beobachter.

Unter den Mitgliedern der Arbeitsgruppe sind nach Informationen von heise online T-Com-Vorstand Achim Berg, Arcors Vorstandsvorsitzender Harald Stöber, EWE.tel-Geschäftsführer Tomas Eilers, Horst Lennertz vom E-Plus-Aufsichtsrat, Colt-Geschäftsführer Bernd Huber, Peer Knauer, designierter Geschäftsführer von Tropolys/Versatel, Freenet-Chef Eckhard Spörr, Karl-Heinz Neumann, Direktor des Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, Stanislas Laurent von AOL Deutschland und Gerd Eickers, QSC-Aufsichtsrat und Präsident des VATM. Etliche der genannten Personen gehören zum Präsidium dieses Verbands, während andere Verbände wie Bitkom und eco in der Arbeitsgruppe nicht vertreten sind.

"Selbstverständlich", so betont der Sprecher der Bundesnetzagentur, Rudolf Boll, "können sich alle Unternehmen durch den direkten Kontakt mit der Fachabteilung in die Debatte einbringen." Aus Sicht der Netzagentur ist das Verfahren "sehr offen". Aber mehr wird nicht verraten. (Monika Ermert) / (ad)