Linus Torvalds: Linux-Entwickler sollen Erweiterungen frühzeitig einbringen

Die Subsystem-Verwalter des Linux-Kernels sollen laut dem Linux-Erfinder große Änderungen am Kernel direkt nach der Veröffentlichung eines offiziellen Kernels für die nächste Version übermitteln und nicht zu lange mit Neuerungen zögern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Die Subsystem-Verwalter des Linux-Kernels sollen laut Linux-Erfinder Linus Torvalds große Änderungen am Kernel direkt nach der Veröffentlichung eines offiziellen Kernels für die nächste Version übermitteln. Wenn sie damit zu lange zögern, könne es durchaus passieren, dass sie den Zug verpassen und sechs bis acht Wochen auf den Start der Entwicklung des übernächsten Kernels warten müssen, meinte Torvalds, der gemeinsam mit Andrew Morton die Verantwortung für die weitere Entwicklung und Wartung des Linux-Kernels trägt.

In der Vergangenheit gab es solch klare Regeln bei der Kernel-Entwicklung nicht. Erst seit der Veröffentlichung des Kernel 2.6.13 wurde ein neues System eingeführt: Größere Änderungen sollten demnach nur innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Vorstellung eines neuen Kernels einfließen. Dann will Torvalds einen ersten Release Candidate veröffentlichen, dem in den vier bis sechs Wochen bis zum offiziellen Release wöchentlich weitere folgen sollen – dabei will Torvalds jedoch nur noch Fehlerkorrekturen aufnehmen und größere Änderungen außen vor lassen.

Bei der Entwicklung des Kernel 2.6.14 wurde dieses Schema erstmal angewendet und von vielen Kernel-Entwicklern positiv aufgenommen. Bei der derzeit stattfindenden Entwicklung von 2.6.15 kam es kurz vor dem ersten Release Candidate jedoch zu Diskussionen um größere Änderungen am SCSI-Subsystem – dessen Verwalter James Bottomley hatte einen über 300 KByte großen Patch erst ganz am Ende der ersten zwei Entwicklungswochen übermitteln wollen.

Das kritisierte Torvalds – solche größeren Patches sollen die Subsystem-Verwalter gefälligst am Anfang eines Entwicklerzyklus übermitteln. Andernfalls könnte es passieren, dass er die Neuerungen in die jeweils aktuelle Entwicklerversion nicht aufnimmt. Er deutete zudem an, die Zwei-Wochen-Frist in Zukunft spontan auch einmal auf 10 Tage zu verkürzen, damit die Entwickler ihre Neuerungen rechtzeitig senden.

Bottomley erwiderte daraufhin, dass er die Änderungen von anderen Entwicklern selbst erst spät bekommen würde. Torvalds legte daraufhin seine Gründe nochmal detaillierter dar und empfahl Bottomley, die anderen Entwickler entsprechend anzuweisen. Auch Andrew Morton ist mit der Situation unzufrieden, da größere Änderungen gelegentlich nicht wie erhofft im mm-Kernel zu Testzwecken enthalten sind, bevor sie in den offiziellen Kernel einfließen.

Parallel dazu beklagt der prominente Kernel-Entwickler Dave Jones in seinem Blog, dass manche Linux-Distributoren viele Fehler in den eigenen Kerneln beseitigen, ohne die Korrekturen in den offiziellen Kernel zurückfließen zu lassen. So fand er unter anderem im Ubuntu-Entwicklerkernel eine Korrektur, die Torvalds aus einem anderen Zusammenhang heraus zuvor vorgeschlagen hatte – wie die Ubuntu-Entwickler das Problem gelöst hatten, war dem Linux-Vater aber auch nicht ganz recht.

Dass Linux-Distributionen ohne Patches auskommen sollen verlangt auch Dave Jones nicht – der früher bei Suse und mittlerweile bei Red Hat angestellte Kernel-Entwickler hat selbst 4 MByte in knapp hundert Erweiterungen im aktuellen von ihm verwalteten Fedora-Kernel. Beim Kernel von Suse Linux 10.0 sind es 19 MByte in 390 Dateien, bei Ubuntu gar 21 MByte in einem Mega-Patch – darunter sind jedoch auch jeweils Erweiterungen, die noch nicht zur Aufnahme in den Kernel vorgeschlagen oder von den Kernel-Entwicklern aufgrund von Qualitätsmängeln bisher abgelehnt wurden. (thl)