Lob und Kritik für kostenloses WLAN in New Orleans

Das neue Stadt-WLAN soll die verbleibende Stadt abdecken und für einen wirtschaftlichen Schub sorgen. Provider sind über das Vorhaben nicht sehr glücklich, während Aktivisten die Vorteile für die Stadtentwicklung betonen.

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Von
  • Craig Morris

Gut drei Monate nach dem Orkan Katrina ist New Orleans immer noch zu mehr als 40 Prozent ohne Strom. Doch bevor man die Stadt ausbaut, muss erst die noch einigermaßen intakt gebliebene Hälfte zum Leben erweckt werden. Dafür soll laut den Ende November verkündeten Plänen von Bürgermeister Nagin die Stadt mit einem kostenlosen WLAN versorgt werden – ein Vorhaben, das auf Widerstand bei Internet-Providern stößt und teilweise nur schleppend vorankommt.

Nagin, der vor seinem Wahlsieg Chef bei Cox Communications in New Orleans gewesen war, will das bestehende WLAN, das zurzeit nur das French Quarter und den angrenzenden Central Business District deckt, auf die ganze Stadt ausdehnen. Da diese zwei Stadtteile relativ klein sind, würde eine stadtweite Ausdehnung des WLAN auf alle in naher Zukunft bewohnten Bezirke die Deckung schätzungsweise zehnmal größer machen (siehe Grafik). Chris Drake, WiFi-Projektleiter der Stadt, erklärte auf Anfrage von heise online, dass in etwa einem Jahr diese Ausdehnung vollzogen sein soll. Es wäre das erste WLAN in städtischer Hand in den USA, das allen Bürgern kostenlos zur Verfügung gestellt würde.

Seit längerem wirbt Steve Sabludowsky, ITK-Anwalt und Betreiber der Webseite Bayoubuzz.com, für ein "city-wide WiFi". Als Nagin am 29. November den Ausbau des WLAN ankündigte, wies Sabludowsky auf die zentrale Rolle hin, die ein stadtweites WLAN gerade beim Aufbau der zerstörten Stadt haben könnte: "Die Tourismus-Branche kann New Orleans nun als führende Technologiestadt verkaufen, was noch mehr Kongresse und Touristen anlocken wird." Er betonte außerdem, dass die bestehende WLAN-Infrastruktur die Kommunikation in den Tagen nach Katrina erst ermöglicht habe: "Ohne WiFi hätte es wenig oder gar keine Kommunikation gegeben."

Solche WLANs stoßen jedoch meistens auf Widerstand seitens der Internet-Provider, die keine Chance mehr sehen, gegen kostenloses, drahtloses Internet bestehen zu können. So auch in New Orleans: Die Tochter des ehemaligen Monopolisten BellSouth hat nach der Ankündigung Nagins die Schenkung eines Gebäudes an die Stadt New Orleans rückgängig gemacht. Nun versucht das Büro Nagins, dem Provider klarzumachen, wie es durch schnellere Zugänge doch noch Geld in Big Easy machen kann. So wird beispielsweise der Zugang zum WLAN für Privatpersonen künstlich auf 512 kBit/s gedrosselt, während öffentliche Stellen wesentlich schneller surfen können.

Die Firma Tropos Networks, die nach der Flut zusammen mit Intel rund 200 Sender der Stadt schenkte, wird die Verbindung zum Backbone für die Stadt kostenlos herstellen. Etwa 10 Sender sollen einen Quadratkilometer abdecken. Später will die Stadt laut einem Bericht der Washington Post das WLAN an eine private Firma outsourcen – so wie das WLAN von Philadelphia, wo Anwender für die Nutzung des stadtweiten WLAN eine monatliche Gebühr entrichten müssen. Im Februar wird Tempe in Arizona ein kostenpflichtiges Stadt-WLAN als erste US-Stadt fertig gestellt haben.

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(Craig Morris) / (jk)