Olympische Spiele 2008 in Beijing sollen Breitband-Boom einläuten
Bei den Olympischen Spielen will sich China als die führende IT-Nation präsentieren; bis zum Jahr 2008 erwartet der Chef der China Network Communication Group in China 300 Millionen Breitband-Anschlüsse.
So wie die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta einen weltweiten Durchbruch beim Internet bewirkt hätten, würden die Olympischen Spiele 2008 in Beijing (Peking) einen Durchbruch bei der Breibandtechnik erzeugen, sagte Ruoqi Guan, Präsident der China Network Communications Group (CNC) bei der Pacific Telecommunication Council Conference (PTC 06) in Honolulu. Bis zum Jahr 2008 erwartet Guan allein in China 300 Millionen Breitband-Anschlüsse. Im Jahr 2000 waren es gerade einmal eine Million. Der Plan der Regierung und die Strategie des Unternehmens sind darauf ausgerichtet, China weltweit zur Nummer 1 im Bereich des Breitbands zu machen. Bei den Olympischen Spielen will man sich als die führende IT-Nation präsentieren.
Eines der Hauptprobleme auf diesem Weg, meinte Guan, sei eine grundlegende Transformation des gesamten Sektors vor dem Hintergrund der sich weiter beschleunigenden Konvergenz. Dabei müsse alles auf den Prüfstand – vom Business Modell bis zu den rechtlichen Rahmenbedingungen. Der Vorteil Chinas liege nicht zuletzt auch darin, dass das Land als ein Spätstarter in der Informationsrevolution nicht allzu viel historischen Ballast mit sich herumtrage. So sei beispielsweise das Festnetz im Bereich der Telekommunikation nicht so hoch entwickelt. Dies würde es erleichtern, dass die Nutzer gleich zu den neusten Anwendungen und Diensten griffen wie Voice-over-IP oder Fernsehen übers Internet (IPTV). Bis zum Jahr 2008 erwartet Guan, dass 400 Millionen Chinesen nur noch über VoIP telefonieren.
Die chinesischen Kommunikationskonzerne, die sich gerade erst im Aufbau befinden, müssten neue und innovative Geschäftsmodelle erarbeiten, die diese Trends aufnehmen und gestalten. Bei der hohen Zahl von potenziellen Nutzern in China versprächen etwa auf einer Flatrate basierende Geschäftsmodelle größere Gewinnaussichten als traditionelle Modelle, die Preise für den Endkunden nach Entfernung und Dauer berechnen. Notwendig sei auch eine weitere Liberalisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen für den nationalen Markt und die Förderung des Wettbewerbs, sagte Guan. CNC sei zum Beispiel durch den Zusammenschluss von mehr als 20 lokalen Telefongesellschaften im Norden Chinas entstanden und sei jetzt der größte chinesische Wettbewerber. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt aber im Süden. Hier entwickelt sich ein zweiter Konzern und CNC stellt sich schon heute auf einen harten Wettbewerb ein.
Mittelfristig würden sich die chinesischen Unternehmen auch auf die internationalen Märkte begeben. Man verfüge bereits jetzt über 15.000 Kilometer Kabel weltweit. Unlängst ging man eine Kooperation mit dem spanischen Konzern Telefonica ein. Auch hier sieht man die Olympischen Spiele als ein Meilenstein auf dem Weg zum "Global Player".
Vor dem Beitrag Guans war der ehemalige US-Admiral Thomas Fargo auf die geopolitische Rolle Chinas in der Welt von morgen eingegangen. Fargo war zuständig für die US-Seekriegsflotte in Asien. Er unterstrich, dass mit der wachsenden wirtschaftlichen und militärischen Macht Chinas auch eine wachsende internationale Verantwortung einhergehe. Die USA streben daher ein partnerschaftliches Verhältnis an, erwarten aber von China, dass es sich seiner Verantwortung beim Aufkommen internationaler Krisen – ob in Nordkorea oder im Iran – voll bewusst ist. Man könne die Beziehungen zwischen den USA und China nicht mit denen zwischen den USA und der Sowjetunion während des kalten Krieges vergleichen. Russland sei damals eine reine Militärmacht gewesen, China werde fürderhin auf allen Gebieten, besonders aber auf dem Gebiet der Wirtschaft, eine Weltrolle spielen. Fargo unterstrich, welche große Rolle für die Weltwirtschaft zukünftig die Sicherheit und Stabilität des Internet spiele.
Angesprochen darauf, wie er das Vorgehen der chinesischen Regierung gegen Cyberdissidenten und die Schließung von Internet-Cafés bewertet, sagte der ehemalige Admiral, dass er hier optimistisch sei. Eine weitere Verbreitung des Internet und bessere Kommunikationsmöglichkeiten für jedermann würden zu stärkerer Forderung nach Freiheiten führen, der sich die chinesische Regierung langfristig nicht entziehen könne, ohne eine schwere wirtschafliche Krise in Kauf nehmen zu müssen. Schrittweise werde sich die Situation der Menschenrechte in China verbessern, auch wenn es dabei immer wieder Rückfälle geben werde. Er sehe das mehr als ein temporäres Problem, meinte Fargo, und fügte hinzu, dass eine abrupte Veränderung eines Systems auch negative Seiteneffekte haben könne. (Wolfgang Kleinwächter) / (jk)