Linux-Virtualisierung allerorten

Neben Xen präsentieren sich mit OpenVZ und Linux-VServer noch einige weitere, mit einem anderen Ansatz arbeitenden Virtualisierungslösung für Linux-Server.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Nachdem es um die Virtualisierungslösung Xen nach der Freigabe der Version 3.0 wieder etwas ruhiger wurde, machen Linux-Lösungen mit einem anderen Ansatz zur System-Partitionierung von sich reden. So soll Red Hat laut einem Bericht des Branchendiensts CNet angeblich planen, die Virtualisierungslösung OpenVZ in die Linux-Distribution Fedora Core aufzunehmen, die Red Hat als Basis für das Red Hat Enterprise Linux (RHEL) verwendet.

Nach Informationen von heise online aus dem Umfeld von Red Hat und Fedora scheint dies aber noch lange nicht so weit zu sein: Die hinter OpenVZ stehende Firma SWsoft möchte die Virtualisierungslösung zwar gerne in den Distributionen von Red Hat sehen, doch aktiv scheint der bei Xen stark engagierte Linux-Distributor hier wohl nicht mitzuarbeiten. Vielmehr hat Red Hat wohl nur angedeutet, OpenVZ möglicherweise in Fedora und damit schlussendlich wohl auch in RHEL aufzunehmen, nachdem die für OpenVZ nötigen Linux-Modifikationen im offiziellen Kernel gelandet sind.

Die Kernel-Entwickler haben auf die Patches zu OpenVZ oder das vergleichbare Linux-VServer aber bisher eher verhalten reagiert. Es besteht wohl ein gewisses Interesse an solchen, vom Prinzip her ähnlich wie die BSD Jails arbeitenden Techniken. Dabei werden Userland-Prozesse in einer separaten, per Change-Root (chroot) aufgesetzten Umgebung als so genannter "Virtual Private Server" innerhalb eines normalen Linux ausgeführt. Jedoch scheinen die beiden Implementationen für die Kernel-Entwickler noch nicht den gewünschten Reifegrad erreicht zu haben. Bis der bei OpenVZ erreicht sei, müsste SWsoft laut informierten Kreisen noch einige Hausaufgaben erledigen und einen langen steinigen Weg gehen.

Zudem gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Ansätze zur Linux-Virtualisierung – etwa das bereits im Kernel enthaltene User-Mode-Linux, mit der sich ein komplettes Linux abgekapselt als normaler Userland-Prozess starten lässt. Dieser Ansatz arbeitet jedoch nicht per Change-Root, sondern über einen als User-Prozess arbeitenden Kernel, der einiges an Performance schluckt.

Unterdessen hat ein IBM-Mitarbeiter auf die Linux-Kernel-Mailingliste (LKML) ein Request for Comments (RFC) zur PID Virtualization veröffentlicht. Container für Prozesse sollen hier die Abschottung der Anwendungen vom eigentlichen System sicherstellen; das wäre laut IBM unter anderem wiederum auch für die Entwickler von Linux-VServer interessant.

Von neuen Bitten um die bereits seit über einem Jahr angestrebte Xen-Integration ist auf der Linux-Kernel-Mailingliste unterdessen nichts zu lesen. Das von vielen verschiedenen Linux- und Hardware-Firmen unterstützte Projekt arbeitet scheinbar noch fleißig daran, den Quellcode aufzupolieren, damit die Kernel-Entwickler diesen nicht wie bei der letzten Diskussion auf Grund mangelnder Qualität ablehnen. (thl)