Deutsche Wirtschaft immer stärker von der IT-Branche abhängig

Der Anteil der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) am deutschen Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2004 auf 6,8 Prozent gestiegen. Deutlich zugenommen hat nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes auch die IKT-Bedeutung für den Außenhandel.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 57 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Anteil der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) an der gesamtwirtschaftlichen Leistung Deutschlands nimmt weiter zu. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stieg der IKT-Anteil (Nachfrage nach IKT-Waren und Dienstleistungen) am deutschen Bruttoinlandsprodukt von 4,7 Prozent im Jahr 1995 auf 6,8 Prozent im Jahr 2004. In absoluten Werten ausgedrückt waren dies 87 Milliarden Euro im Jahr 1995 und 150,2 Milliarden im Jahr 2004 (PDF-Datei).

Deutlich zugenommen hat auch die IKT-Bedeutung für den Außenhandel: Gaben ausländische Käufer 1995 rund 44 Milliarden Euro für deutsche IKT-Waren und -Dienstleistungen aus, nahm dieser Wert im Jahr 2004 mit 98,5 Milliarden Euro um mehr als das Doppelte zu. Der IKT-Anteil an den Exporten insgesamt betrug im Jahr 2004 rund 11,7 Prozent (1995: 9,9 Prozent). Schwerpunkte waren dabei IKT-Güter aus dem Bereich der Nachrichtentechnik sowie Audio- und Videogeräte mit einem Anteil von zusammen rund 37 Prozent.

Importiert wurden 2004 IKT-Güter im Wert von mehr als 95 Milliarden Euro (1995: 48 Milliarden Euro). Der Anteil der IKT an allen Importen in diesem Jahr betrug 13 Prozent (1995: 11,1 Prozent). Die beste außenwirtschaftliche Bilanz verzeichneten Produkte der Medizin-, Mess- und Fototechnik, die einen Bilanzüberschuss von 10,5 Milliarden Euro erzielten. Die Software-Branche verbuchte einen positiven Außenhandelssaldo von 1,6 Milliarden Euro. Negativ war hingegen die außenwirtschaftliche Bilanz bei Computern und sonstiger EDV-Hardware (minus 6,7 Milliarden Euro) sowie bei Audio- und Videogeräten (minus 2 Milliarden Euro).

Die Konsumausgaben für IKT-Waren und -Dienstleistungen kletterten in Deutschland im Zeitraum von 1995 bis 2004 von 32,8 auf 50,4 Milliarden Euro. Bezogen auf die gesamten Konsumausgaben stieg der IKT-Wert jedoch nur leicht von 2,3 (1995) auf 2,9 Prozent im Jahr 2004. Die IKT-Ausgaben lagen damit etwas unter den Ausgaben für Bekleidung (56,4 Milliarden Euro), waren aber höher als die Konsumausgaben der privaten Haushalte für alkoholische Getränke und Tabakwaren (44,5 Milliarden Euro).

Die (gewerblichen) Preise für in Deutschland produzierte Datenverarbeitungsgeräte und -einrichtungen sind nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes von Dezember 2004 bis Dezember 2005 im Schnitt um 15,7 Prozent gesunken. Laptops und Notebooks verbilligten sich demnach um 21,9 Prozent, Desktop-Computer um 10,7 Prozent. Die Preise für importierte DV-Geräte und -Einrichtungen sanken im gleichen Zeitraum um 17,5 Prozent; die Preise für importierte Laptops und Notebooks sanken um 20,9, die von importierten Desktop-Computern um 13,5 Prozent.

Ein starker Preisverfall war auch bei wichtigen Ausgangsprodukten für die IK-Technologie zu beobachten. So sanken die Preise für in Deutschland produzierte elektronische Bauelemente seit Dezember 2004 um 17,6 Prozent und die entsprechenden Einfuhrpreise um 21,0 Prozent. Besonders stark war dabei der Preisverfall bei elektronisch integrierten Schaltungen und zusammengesetzten Mikroschaltungen: minus 32,5 Prozent bei den im Inland erzeugten und 32,9 Prozent bei den aus dem Ausland eingeführten Produkten.

Im Verbrauchersegment halte der Preisverfall ebenfalls an, teilt das Statistische Bundesamt weiter mit: Zwischen Dezember 2004 und Dezember 2005 seien die Preise für Informationsverarbeitungsgeräte (zum Beispiel PCs) nochmals um 7,5 Prozent zurückgegangen. Auch die Tarife für die Internet-Nutzung ermäßigten sich in diesem Zeitraum erneut um 3,8 Prozent.

Im Jahr 2005 nutzten 54 Prozent der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung in Deutschland das Internet mindestens einmal wöchentlich, deutlich mehr als im europäischen Durchschnitt (EU-15) mit 46 Prozent. Rund 62 Prozent der deutschen Haushalte verfügen inzwischen über einen eigenen Internet-Anschluss. Bei den Unternehmen ab zehn Beschäftigten sind es 94 Prozent (EU-Durchschnitt: 92 Prozent). Sowohl beim Internet-Zugang von Unternehmen als auch bei der regelmäßigen Nutzung durch Privatpersonen liegt Schweden im EU-Vergleich weiterhin deutlich vorne (96 beziehungsweise 76 Prozent).

Beim E-Commerce liegen sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen im europäischen Vergleich im vorderen Bereich: 32 Prozent aller Personen in Deutschland zwischen 16 und 74 Jahren kauften im ersten Quartal 2005 im Internet ein, im europäischen Durchschnitt waren es 20 Prozent. Bei den deutschen Unternehmen mit zehn Beschäftigten und mehr nutzten im ersten Quartal 2005 rund 54 Prozent das Internet für den Einkauf, im europäischen Vergleich waren es 39 Prozent.

Rund 74 Prozent der deutschen Unternehmen nutzten 2005 das Internet für Bank- und Finanzdienstleistungen (2004: 70 Prozent). Von E-Government-Angeboten machten 38 Prozent der Unternehmen (2003: 31 Prozent) Gebrauch. 41 Prozent aller Unternehmen bestellten Waren oder Dienstleistungen über das Internet (2003: 37 Prozent), 56 Prozent bezahlten ihren Internet-Einkauf direkt online (2003: 48 Prozent). (pmz)