Widerstand gegen Bezahlsystem für E-Mail-Weiterleitung

Pläne von AOL und Yahoo zur Einführung eines Zertifizierungssystems für Massen-E-Mails stoßen bei Online-Bürgerrechtsorganisationen wegen der damit verbundenen Kosten auf heftigen Widerstand.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 136 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Mattias Hermannstorfer

Die Pläne von AOL und Yahoo, für den massenhaften Versand von E-Mails Gebühren zu verlangen, stoßen in den USA auf Widerstand. Dieser vereint so unterschiedlich ausgerichtete Organisationen wie die liberale MoveOn.org und die konservativ gesinnte RightMarch.com. Außerdem unterstützt von den Cyberrechtsaktivisten der Electronic Frontier Foundation EFF wollen die Widerständler ihr Aktionsprogramm auf einer Pressekonferenz in New York vorstellen und so gegen das Vorhaben der beiden Online-Unternehmen Front machen, die elektronischen Botschaften gegen Geld nach einem von GoodMail entwickelten System zertifizieren zu lassen.

Großversender wie Banken oder Internet-Händler sollen zwischen einem Viertel und einem US-Cent pro Mail bezahlen, die im Gegenzug vom CertifiedEmail-System legitimiert und am Spamfilter vorbeigeleitet werden. Die Widerstandsvereinigung hält dagegen, dass die Mail-Dienste-Anbieter damit den Zugang zur privaten Mailbox quasi meistbietend versteigern und ein Klassensystem etablieren. Nichtzahlende Privatversender müssten sich stets fragen, ob ihre E-Mails ohne das Zertifikat überhaupt ankämen, heißt es in einer Petition. Darin steht außerdem zu lesen: "Das Internet fördert Demokratie und wirtschaftliche Innovation, da es allen Nutzern gleichermaßen offen steht".

AOL rückt jedoch nicht von seinem Ansinnen ab und will die Mail-Zertifizierung nach Angaben eines Firmensprechers wie vorgesehen in einem Monat einführen. GoodMail-Chef Richard Gringas zitiert das Amerikanische Rote Kreuz als Befürworter von CertifiedEmail – nach Ansicht der Hilfsorganisation sei dies ein wichtiges Mittel zur Betrugsvorbeugung. Wie Gringas gegenüber US-Medien erklärte, sei niemand gezwungen, das System einzusetzen, allerdings arbeite das Unternehmen an einem Preissystem auch für nichtkommerzielle Nutzer. Befürchtungen, für zwei bis drei Millionen E-Mails pro Woche bezahlen zu müssen, hat RightMarch.com schließlich in die Arme der EFF-Koalition geführt. (mhe)