Nano-Müller unter Beschuss

Die an der Börse notierte Firma Neosino AG vertreibt Nahrungsergänzungsmittel mit falschen Angaben.

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Die an der Börse notierte Firma Neosino AG vertreibt Nahrungsergänzungsmittel mit falschen Angaben. Das haben Recherchen des NDR-Nachrichtenmagazins Panorama (Sendung: Donnerstag, 9. März, 21.45 Uhr, im Ersten) und des NDR-Hörfunksenders NDR Info bestätigt. Technology Review hatte bereits in seiner Februar-Ausgabe auf die fragwürdige Werbung des Unternehmens hingewiesen.

Neosino Nanotechnologies vertreibt Nahrungsergänzungsmittel, die nach Angaben der Firma 3 bis 10 Nanometer große Mineralstoff-Partikel enthalten. Die Firma verwendet angeblich ein mechanisches Mahlverfahren, mit dem sich Mineralien wie Silizium, Calcium und Magnesium zu Nanopartikeln zermalmen lassen. Neosino-Produkte sollen unter anderem Muskelverletzungen vorbeugen und Sportler leistungsfähiger machen. Lizenzpartner des Unternehmens ist der FC Bayern München, Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt hat einen Beratervertrag mit der Firma.

Ein Gutachten des Max-Planck-Institutes im Auftrag von Panorama und NDR Info hat nun eindeutig ergeben: Die vom Hersteller angegebene Partikelgröße im Bereich von drei bis zehn Nanometer könne in keinem Fall bestätigt werden. Solch kleine Nanoteilchen fanden sich in keiner der untersuchten Proben. Es gebe eine wesentlich billigere Lösung, als die Produkte von Neosino zu schlucken, sagt Professor Markus Antonietti, renommierter Nano-Forscher am Max-Planck-Institut in Potsdam. Man könne auch "auf einen ganz normalen Bolzplatz gehen und den Staub, der dort ausgewirbelt wird, schlucken. Das hätte genau die gleiche Wirkung."

Der Generalsekretär des Deutschen Sportbundes, Andreas Eichler, hat inzwischen angekündigt, der Vertrag mit Neosino werde nicht verlängert. Der FC Bayern München hatte mitgeteilt, er verlasse sich auf das Urteil seines Vereinsarztes Müller-Wohlfahrt.

Neosino bestreitet die Vorwürfe. Das Max-Planck-Institut habe nicht richtig gemessen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Edmund Krix. Die Neosino AG ist Anfang Januar an die Börse gegangen. Der Kurs der Aktie hatte sich innerhalb weniger Tage verdreifacht und steht trotz der negativen Berichterstattung zurzeit noch bei 123 Euro.

Siehe auch Technology Review: (wst)