Vodafone-Ehrenpräsident Gent verlässt das Unternehmen im Streit

Bei seinem Ausstieg kritisierte der langjährige Vorstandsvorsitzende eine inzwischen bei Vodafone herrschende Kultur der gegenseitigen Schuldzuweisung. Die Branche interpretiert dies als Kritik an seinem Nachfolger Arun Sarin.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der frühere Chef des weltweit umsatzstärksten Mobilfunkkonzerns Vodafone, Christopher Gent, hat das Unternehmen im Streit verlassen. Dies melden dpa sowie zahlreiche britische Medien. Der 57-Jährige erklärte nach wochenlangen Auseinandersetzungen um den Kurs des Konzerns seinen Verzicht auf sein Amt als Vodafone-Ehrenpräsident auf Lebenszeit. Zugleich wies Gent alle Vorwürfe zurück, sich zu sehr in die Geschäfte seines Nachfolgers Arun Sarin einzumischen.

Zwar hatte Gent am Sonntagabend jeden Verdacht zurückgewiesen, er sei an einer "Flüsterkampagne" oder gar einer "Verschwörung" gegen Sarin beteiligt. Seine anschließende Bemerkung, zu seiner Zeit als Vodafone-Chef habe ein Geist der "Offenheit und des Vertrauens" geherrscht und das Unternehmen sei "frei von politischem Hickhack und einer Kultur der gegenseitigen Schuldzuweisung" gewesen, deutet die Times jedoch als eindeutigen Seitenhieb gegen Sarin. Zu dessen Charakterzügen gehöre, Ja-Sager zu fördern, während Manager, die abweichende Vorstellungen verträten, einen Kopf kürzer gemacht würden, zitiert die Times Stimmen aus dem Unternehmen. Infolgedessen herrsche heute im Vodafone-Management, dessen aggressiver Expansionskurs zu Gents Zeiten "freibeuterisch" gewesen sei, Vorsicht und Entscheidungsschwäche.

Zu den Höhepunkten in Gents Amtszeit zählt die Übernahmeschlacht um den damaligen deutschen Marktführer im Mobilfunk, Mannesmann D2, die die Briten Anfang 2000 für sich entscheiden konnten. Im Sommer 2003 trat Sarin die Nachfolge von Gent als Vodafone-Vorstandsvorsitzender an. Zu Gents Erbe zählen indes auch jüngst bekanntgegebene Goodwill-Abschreibungen von bis zu 28 Milliarden Pfund für die deutsche Tochter. Diesen Goodwill zahlte Vodafone bei der Mannesmann-Übernahme in der Hoffnung auf zukünftige Erträge, die tatsächlich nicht so hoch ausgefallen sind, wie während des Telecom-Booms zur Jahrtausendwende erhofft.

Am Kurs von Arun Sarin, der vorige Woche noch zu den Rednern bei der CeBIT-Eröffnung zählte, hatte es wiederholt heftige Kritik gegeben. Spekulationen über umfassende IT-Outsourcing-Pläne des Mobilfunkers wurden als Versuch Sarins gewertet, im internen Führungsstreit Zeit zu gewinnen und seine Position zu festigen. (ssu)