Bioinformatik-Unternehmen bietet schnelle DNA-Analysen

Dank einer selbstentwickelten Software bietet Sequentix von Mecklenburg-Vorpommern aus seinen Service zur schnellen DNA-Analyse weltweit an.

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Von
  • Axel BĂĽssem
  • dpa

Klein Raden bei Güstrow wirkt nicht gerade wie der Nabel der Welt. Wenn es nach Dominik Hepperle geht, könnte das nur wenige Dutzend Einwohner zählende Dorf in der Welt der Bioinformatik aber bald zu einer festen Größe werden. Im September 2005 gründete der Biologe das Unternehmen Sequentix, das seinen Kunden mit Hilfe selbst entwickelter Software eine schnelle Auswertung von DNA-Untersuchungen bietet. Wegen des unternehmerischen Mutes, den Hepperle bei der Firmengründung von Sequentix bewies, wird er in der Existenzgründerinitiative Einfach anfangen des Schweriner Arbeitsministeriums als Vorbild präsentiert.

Hepperles wichtigstes Arbeitsgerät ist der Computer, der ihn per Internet mit seinen Kunden in aller Welt verbindet. "Wir beobachten eine Arbeitsteilung bei der DNA-Analyse: Immer mehr Forscher und Unternehmen lassen die Untersuchungen in Fremdlabors machen, die die Ergebnisse dann zurückschicken", sagt der 40-Jährige. Und da kommt dann Sequentix ins Spiel: Hepperle erhält das rohe, ungeordnete Datenmaterial, um daraus die gewünschten Informationen herauszufiltern und zu interpretieren. Dabei arbeitet er mit seiner Frau und einem Informatiker zusammen.

Ein Kunde von Sequentix ist das Institut für Biowissenschaften an der Universität Rostock. Für eine Forschungsarbeit von Professor Ulf Karsten am Lehrstuhl für Angewandte Ökologie sollen Meeresalgen genetisch identifiziert und geordnet werden. "Wir könnten das auch selber machen, aber das wäre ein sehr großer Aufwand und würde viel Zeit kosten", erklärt Karsten. Für Hepperle ist die Arbeit mit den Algen gewohntes Terrain, auf dem er laut Karsten inzwischen zu einem führenden Experten geworden ist. "Angesichts der wachsenden Bedeutung der Biologie und der zunehmenden Arbeitsteilung sehe ich sehr gute Marktchancen für Sequentix", prophezeit der Rostocker Professor.

Auch aus Amerika sind bereits Aufträge gekommen. "Ein Institut für Bodenforschung in Connecticut will untersuchen, inwieweit verschiedene Malariaerreger miteinander verwandt sind", erklärt Hepperle. Dazu würden auch die übertragenden Mücken untersucht, um herauszufinden, ob sich die Erreger an genetische Veränderungen bei ihren Wirten anpassen, ob es also eine so genannte Koevolution gibt. "Solche Untersuchungen gehen nur über die DNA, mit dem Mikroskop kommt man da nicht weiter."

Für einen Impfstoffhersteller entwickelt Hepperle eine Methode, mit der dieser überprüfen kann, ob seine Virenstämme auch genetisch identisch sind. "Würden sie sich unterscheiden, wäre der gewonnene Impfstoff wirkungslos."

Seit dem Start im September hat Hepperle sechs Aufträge erhalten, im Umfang von einigen hundert bis zu mehreren tausend Euro. Das reicht noch nicht, um für seine Frau und die drei Kinder zu sorgen. Daher hat er noch ein zweites Standbein, das mit der trockenen Wissenschaft nun wirklich gar nichts zu tun hat. "Ich bin professioneller Zauberer und trete unter dem Künstlernamen Do-Mix auf Kleinkunstbühnen, in Kindergärten oder bei Betriebsfeiern auf."

Mit den beiden Jobs und der Familie fühlt sich der gebürtige Schwabe wohl im Nordosten. Nach Klein Raden hat es ihn verschlagen, weil die Familie seiner Frau von dort stammt. "Eigentlich ist es egal, wo ich arbeite, weil alles über das Internet läuft." Um zu expandieren, will er ein Netzwerk mit Jungakademikern aufbauen, die wie er selbst zu Hause am Computer arbeiten. Hepperle fühlt sich mit dieser Arbeitsweise wohl: "Hier im Nordosten motiviert mich die Umgebung. Die Weite und die unberührte Natur vermitteln mir das Gefühl, dass hier genug Platz ist, mich auszubreiten. Das ist in den alten Bundesländern häufig nicht so." So lebt er seinen persönlichen "amerikanischen" Traum in der mecklenburgischen Provinz. (Axel Büssem, dpa) / (mhe)