US-Verbraucherschützer werfen Firmen laxen Umgang mit Adware vor

Mangelndes Problembewusstsein der Marketingstrategen und ein komplexes Geflecht von Internet-Werbedienstleistern führen dazu, dass auch Werbung für große Marken durch schädliche Adware verteilt wird.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Verdienstmöglichkeiten mit Internet-Werbung, die 2005 in den USA mit einem Volumen von 12,5 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekord erreichten sind im Zusammenspiel mit mangelndem Problembewusstsein der Marketing-Strategen auch namhafter Firmen die Hauptursachen für die Verbreitung schädlicher oder belästigender Adware, stellt die US-Verbraucherschutzorganisation Center for Democracy and Technology (CDT) in ihrem Report "Following the Money" (PDF-Datei) fest. Demnach beflügeln gerade die Werbeetats namhafter Firmen und häufig besuchter Websites das Geschäft mit der auch "Badware" genannten Software, die ohne Wissen oder entgegen dem Willen des PC-Nutzers das Surfen im Netz zu einer Tour durch unverlangte Pop-Ups werden lässt oder das System lahmlegt.

Dabei wirft die regierungsunabhängige CDT den Werbungtreibenden nicht pauschal vor, den Einsatz von Badware bewusst zu billigen oder zumindest augenzwinkernd in Kauf zu nehmen. Vielmehr erschweren die im CDT-Report beschriebenen komplexen Wege der Vermarktung von Internet-Reklame, die oft über eine Kette von Zwischenhändlern und Agenturen abgewickelt werden, es auch den Auftraggebern, den Weg ihrer Werbebotschaften auf den PC nachzuvollziehen. Hinzu kommt nach Beobachtung CDT häufig eine einseitige Bewertung des Erfolgs von Werbekampagnen nach Page Impressions ohne das Umfeld zu berücksichtigen, in dem Anzeigen auftauchen. Dass Firmen Möglichkeiten haben und suchen, ihren Namen nicht in einem imageschädigenden Umfeld erscheinen zu lassen, belegten die Anstrengungen vieler Firmen, ihre Werbebanner nicht auf pornographischen Websites auftauchen zu lassen.

Wirksamen Schutz der Verbraucher vor Badware und gleichzeitig Schutz des Markenimages böte das Aufstellen – und die Überwachung – von "Advertising Placement Policies". Als führend bei der Umsetzung dieser Platzierungsrichtlinien nennt die CDT die Internet-Größen Interactive Travel Services Association (ITSA), Direct Marketing Association (DMA), Major League Baseball, Dell sowie den Telecom-Anbieter Verizon. Anlass für die Vorsichtsmaßnahmen der ITSA waren die Aktivitäten des (B)adware-Verteilfirma 180solutions, deren "unethische" Verteilpraktiken die CDT Anfang des Jahres auch bei der Federal Trade Commission (FTC) schriftlich gerügt hat.

Andere populäre US-Websites sind jedoch in die Aktivitäten von 180solutions weiterhin mehr oder weniger verstrickt. Die CDT wandte sich in diesem Zusammenhang an achtzehn Unternehmen, von denen elf gar nicht antworteten, darunter ProFlowers, GreetingCards.com und PeoplePC. Durch den Einsatz von Packet-Sniffern fand die CDT Indizien dafür, dass von den elf Unternehmen etliche um die "schmutzigen Geheimnisse" von Adware und ihrer Verteilung wissen. FTC-Kommissar Jonathan Leibowitz wandte den Begriff der "dirty little secrets" auf Badware während eines Anti-Spyware-Workshops im Februar an und drohte damit, die Namen von Firmen zu veröffentlichen, die keine wirksamen Maßnahmen gegen schädliche Adware ergreifen. (ssu)