Studie sieht Chancen für Content-Anbieter als "virtuelle" Mobilfunkdienstleister

Nach dem Erfolg von Tchibo und Aldi mit eigenen Mobilfunktarifen erwarten die Berater von Deloitte, dass Inhalte-Anbieter in den Markt der Mobile Virtual Network Operators (MVNOs) eintreten. In den USA startete der Sportsender ESPN ein Handy-Angebot.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Das Umsatzvolumen aus mobilen Datendiensten wird in Deutschland bis 2009 auf sieben bis acht Milliarden Euro ansteigen. Mobile Virtual Network Operators (MVNOs) – Mobilfunkdienstleister ohne eigenes Netz – werden eine bedeutende Rolle in diesem wachsenden Markt übernehmen, sagen die Unternehmensberater von Deloitte voraus. Nach dem Erfolg von Filialisten mit Mobilfunkangeboten unter eigenem Namen, der Aldi binnen kurzer Zeit über 200.000 Kunden und Tchibo bis Ende 2005 knapp 600.000 Teilnehmer einbrachte, hält Deloitte nun die Zeit für gekommen, Kunden mit Multimedia-Angeboten fürs Handy zu gewinnen. Auch andere Beratungsunternehmen wie IDC sagen MVNOs eine goldene Zukunft voraus.

Die deutschen UMTS-Netze verfügten in Deutschland inzwischen auch über eine ausreichende Netzabdeckung außerhalb der Metropolen, heißt es in einer Deloitte-Studie (PDF-Datei). Bei so genannten MVNEs (MVNO Enablers) könnten die neuen Anbieter das Spektrum klassischer Mobilfunkdienstleistungen wie Rechnungserstellung oder Kundenbetreuung einkaufen, ohne dass die Enabler namentlich in Erscheinung treten. Als Beispiel für einen Content-Inhaber, der ins MVNO-Geschäft eingestiegen ist, nennt die Studie den US-Sportsender ESPN, der in den Vereinigten Staaten Sportsendungen über 30 TV-Networks überträgt und auch als Radio, Zeitschriften- und Online-Anbieter auftritt. Der indirekt zu Disney gehörende Konzern bietet unter der Marke Mobile ESPN Multimedia- und Textinformationen fürs Handy. ESPN kooperiert mit dem US-Mobilfunkriesen Sprint und vermarktet den Dienst in Verbindung mit einem Sanyo-Handy seit Februar exklusiv über die Einzelhandelskette Best Buy.

In Deutschland vermarktet der Sportsender DSF ein Handy-Angebot mit einem Live-Ticker, der über Sportergebnisse auf dem laufenden hält. Kooperationspartner ist der Serviceprovider debitel, der sein Geschäft auf umsatzstarke Kunden konzentrieren will. Exklusive TV-Inhalte auf UMTS-Handys liefert seit November der Netzbetreiber O2 Germany. Neueinsteigern rät Deloitte, vor allem die "wichtigsten Messgrößen im Mobilfunk", nämlich die Kundengewinnungskosten (Subscriber Acquisition Costs) und den Durschnittsumsatz je Kunde ARPU, zur Grundlage ihrer Geschäftsmodelle zu machen, um erfolgreich zu sein. (ssu)