Schwacher Start für P2P-Filmplattform [2. Update]

Sicherheitsprobleme und die durchwachsene Qualität des Gratisfilms trüben den ersten Eindruck von in2movies beträchtlich.

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Das am gestrigen Mittwoch als Gemeinschaftsunternehmung von Warner Bros. und dem zum Bertelsmann-Konzern gehörenden technischen Dienstleister arvato mobile gestartete legale Peer-To-Peer-Portal namens in2movies sorgt bereits für die ersten Negativschlagzeilen: Nachdem heise online bei einem ersten Test bereits aufgefallen war, dass der eingesetzte P2P-Client die Login-Daten immer wieder aufs Neue abfragte, meldete sich mittlerweile bei der Redaktion ein Leser mit einer ernsthaften Sicherheitslücke: Nach dem Login wurden die Daten eines anderen Nutzers angezeigt. Tatsächlich liegt heise online ein Screenshot eines Accounts vor, der diese Angaben bestätigt. Bei einem Gespräch mit der Hotline sei dem Leser nach eigenen Angaben versichert worden, dass dieses Problem "nur eine Handvoll Nutzer" betreffe und man aktuell "mit allen verfügbaren Mitteln" an der Behebung der Sicherheitslücke arbeite.

[2.Update: Christof Wesp, kommissarischer Geschäftsführer von in2movies, hat in einem offiziellen Statement nun bestätigt, dass es zum Start der Plattform "technische Anlaufschwierigkeiten" gegeben habe. Diese seien jedoch nicht im Normalbetrieb, sondern auf dem zentralen System unter der "enormen Last auf Grund der überwältigenden Akzeptanz" aufgetreten. Man habe zum Start ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich aktuell noch um eine Beta-Version handele. Nur eine "sehr geringe Anzahl" von Nutzern sei von der Problematik überhaupt betroffen gewesen, so Wesp. Diese Probleme hätten zudem keine sensitiven Kundendaten betroffen, da diese ohnehin nicht von in2movies vorgehalten werden würden. Da der Sicherheitsstandard bei in2movies höchste Priorität habe, sei das Portal zu diesem Zeitpunkt sofort vom Netz genommen worden. Es werde laut Wesp erst wieder hochgefahren, wenn garantiert werden könne, dass dieses Problem vollständig behoben worden ist.]

Auch das Angebot selbst konnte bislang nicht so recht überzeugen: Für den Download des rund 2 GByte großen Gratisfilms "Harry Potter und der Stein der Weisen" benötigte die Redaktion in einem Test satte 15 Stunden – nach einem flotten Start mit einer Downloadrate von rund 4 MBit/s sackte die Transfergeschwindigkeit schließlich auf magere 350 kBit/s ab. Mal eben schnell am Abend einen Film legal herunterzuladen scheint damit bislang ein unmögliches Unterfangen.

Enttäuschend ist aber vor allem die Bildqualität des Films, die längst nicht auf DVD-Niveau liegt: So besitzt der erste Harry-Potter-Streifen bei einer Auflösung von 720 × 300 Bildpunkten (mangels anamorpher Speicherung) ein Videobitrate von gerade einmal 1,88 MBit/s. Bei der Nebelszene am Anfang des Films sind massive Blockartefakte zu erkennen. Entgegen der in2movies-Angaben verfügt der Film auch nicht über Dolby-Digital-Ton, vielmehr ist die (lediglich in deutscher Sprache vorliegende) 5.1-Tonspur WMA-Pro-kodiert (mit 384 kBit/s Datenrate). Während sich der Dolby-Digital-Datenstom über den Digitalausgang der Soundkarte an einen externen Digital-Surround-Receiver zur Weiterverarbeitung leiten ließe, ist dies mit den WMA-Bitstream nicht möglich. Um den 5.1-Ton des Gratisfilms über eine Heimkino-Anlage zu leiten, benötigt man daher üblicherweise eine Soundkarte/On-Board-Sound-Lösung mit analogem 5.1-Ausgang sowie einen AV-Receiver mit analogem 5.1-Eingang.

Alles in allem ist der erste Eindruck von in2movies überaus schlecht – nicht zuletzt auch, weil ein 2-CD-XviD-Rip der Potter-DVD mit originalem Dolby-Digital-5.1-Sound bei einer Größe von 1,4 GByte eine wesentlich bessere Bildqualität bieten dürfte.

[Update
Mittlerweile steht der in2movies-Client nicht mehr zum Download bereit. Wer die Software herunterladen möchte, erhält lediglich die Meldung: "Aufgrund von Auswertungsläufen unserer ersten Betaphase sind wir in Kürze wieder für Sie da". Wer den Client bereits hat, kommt wiederum offenbar nicht mehr in den Shop. Angezeigt wird lediglich die Nachricht "Shop wird gerade geladen, bitte gedulden Sie sich noch einen Augenblick!". Bei heise online hat sich währenddessen ein in2movies-Nutzer gemeldet, dem innerhalb von 1,5 Stunden unter "Meine Daten" die Datensätze von zwei anderen Kunden angezeigt wurden. Auf die mehrfachen Nachfragen per E-Mail reagierte in2movies nach Angabe des Lesers bislang nicht.] (vza/c't) / (nij)