Oracles Larry Ellison denkt an eine eigene Linux-Distribution

Man habe geprüft, ob es sinnvoll sein könne, Novell zu kaufen, erklärte der Oracle-Chef in einem Interview. Auch machten die Ambitionen von Red Hat eine Überprüfung der eigenen Vorgehensweise notwendig: Oracle wolle kein neues Microsoft entstehen sehen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Oracles Chef Larry Ellison ist immer mal wieder für eine Überraschung gut und für harsche Worte über die Konkurrenz bekannt. Bei seiner aggressiven Expansionsstrategie, die bislang vor allem SAP ins Visier nahm, möchte Ellison nun wohl auch einen anderen Konkurrenten nicht ungeschoren lassen: Wie Microsoft wolle Oracle ein vollständiges Softwareangebot machen können, vom Betriebssystem angefangen bis hin zu den Anwendungen. "Uns fehlt ein Betriebssystem", erklärte Ellison in einem Interview mit der Financial Times. Man könne argumentieren, dass es für Oracle Sinn ergebe, Linux direkt anzubieten.

Bislang unterstützt Oracle Linux bereits bei seinen Datenbank- und Anwendungsofferten; das freie Betriebssystem ist sogar auf dem besten Weg, bevorzugte Plattform bei den Oracle-Anwendern zu werden. Bislang aber bietet Oracle keine eigene Distribution an; Ingres dagegen hat beispielsweise schon angekündigt, seine Open-Source-Datenbank mit einem eigenen Linux-System zu liefern. Zudem scheint Ellison das Vorgehen von Red Hat nicht zu passen: Spätestens nach der Übernahme von JBoss konkurriere Red Hat mit Oracle bei der Middleware, daher müsse man die Beziehungen zu dem Linux-Distributor überdenken, erklärte der Oracle-Chef gegenüber der Zeitung. Auch IBM befinde sich gegenüber Red Hat in einer ähnlichen Position: "Ich glaube nicht, dass Oracle und IBM in Red Hat ein neues Microsoft haben wollen."

Im Rahmen der jüngsten Analysen des Open-Source-Marktes, der etwa auch zu Überlegungen über einen Kauf von MySQL führten, sei auch eine andere Firma als Übernahmekandidat diskutiert worden, meinte Ellison: Man habe daran gedacht, Novell zu kaufen – der Netzwerkspezialist ist nach der Übernahme von Ximian und des deutschen Linux-Distributors Suse zu einem wichtigen Mitspieler im Linux-Markt geworden und richtet seine Zukunft unter anderem auf Linux aus. Man schaue sich alle Möglichkeiten an, betonte Ellison. (jk)