Oracle schmiedet aus Firmenübernahmen Service-Plattform für Telcos
Eine Service Delivery Platform (SDP) soll einheitliche Grundlage für das Management von Diensten wie VoIP, Multimedia oder virtuellen Nebenstellen werden. Komponenten der SDP stammen von Oracles Zukäufen, gestern schluckte Oracle noch Net4Call.
Oracle will mit Telecom- und Diensteanbietern noch stärker ins Geschäft kommen als bisher. Die Kalifornier stellten die Service Delivery Platform (SDP) vor, die das einheitliche Fundament von Telecom-Diensten wie leitungsvermittelter, mobiler oder VoIP-Telefonie bilden soll und zukünftig das Management und die Abrechnung sämtlicher Dienste auf Basis des IP Multimedia Subsystems (IMS) erlauben soll. Hierzu zählen neben Telefonie auch Datenangebote wie Push-E-Mail, Streaming oder Funktionen wie virtual PBX (virtuelle Nebenstelle). Dank der SDP sollen die Carrier Investitionen in separate, an bestimmte Netze oder Dienste gebundene Applikationen sparen.
Für die Carrier und Service-Anbieter müssen künftige Service-Plattformen als schlüsselfertige Lösung einsetzbar sein und die Investitionskosten in die Plattform selbst und in neue Dienste kurzfristig wieder einspielen, erklärte der Unternehmensberater Philip Marshall, Director Wireless/Mobile Technologies bei der Yankee Group während der Oracle-Präsentation. Wichtig seien ferner Standardschnittstellen zu bestehenden Operations- beziehungsweise Business-Support-Systemen (OSS beziehungsweise BSS). Seine Vision von einer SDP, die diese und künftige Anforderungen erfüllt, präsentierte Oracle in einem PDF-Dokument. In einer Telefonkonferenz ließ Oracle-Präsident Larry Ellison zugleich durchblicken, dass seine SDP ein Angebot ist, das Carrier schwerlich ablehnen könnten: Entweder, die Telcos gingen den Weg zur plattformübergreifenden SDP gemeinsam mit Oracle oder mit einem Unbekannten.
Oracle ist bei zahlreichen Carriern bereits mit eigenen Datenbanklösungen oder Siebel-Software vertreten. Neben Siebel Systems, die Oracle schluckte, haben die Kalifornier eine Reihe kleinerer Firmen übernommen, deren Entwicklungen Komponenten der Service Delivery Platform bilden. Ein Beispiel ist das von der TimesTen stammende Datenmanagement in Echtzeit bei zeitkritischen Anwendungen, etwa Streaming-Angeboten. Zu den aufgekauften Komponentenlieferanten zählen auch der Billing-Spezialist Portal Software, die schwedische Hotsip, die eine "Multimedia Communication Engine" auf Basis des Session Initiation Protocol (SIP) und der Java 2 Enterprise Edition (J2EE) entwickelt hat, sowie Net4Call. Die erst am gestrigen Dienstag übernommene norwegische Firma entwickelt Parlay-Anwendungen, die bei Telecom-Firmen verbreitet sind. (ssu)