Bayerischer Rundfunk plant erstes Multimedia-Radio in Deutschland

Der Teil der journalistischen und musikalischen Kompetenz des "Zündfunks", der ein Publikum jenseits der 30 erreiche, soll wie bisher ein Bestandteil des Programms Bayern2Radio bleiben, hieß es.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Bayerische Rundfunk (BR) plant das erste Multimedia-Radio für junge Leute in Deutschland. Das Konzept für die digitale Junge Welle ist am Donnerstag dem Hörfunkausschuss des Rundfunkrats präsentiert worden, teilte der BR mit. Aktuelle Popmusik mit Einflüssen aus Rock, Black Music und Electronic sollen das musikalische Grundgerüst bilden, sagte der zuständige Programmbereichsleiter für Jugend und Multimedia, Rainer Tief, laut einem dpa-Bericht.

Die Hörer von Bayern2Radio werden den Angaben zufolge auch nach einem Start der Jungen Welle nicht auf ein breites Angebot aus dem Bereich der "Popkultur" verzichten müssen, hieß es ferner mit Blick auf Befürchtungen, die Jugendsendung "Zündfunk" werde möglicherweise eingestellt. Der Teil der journalistischen und musikalischen Kompetenz des "Zündfunks", der ein Publikum jenseits der 30 erreiche, soll wie bisher ein Bestandteil des Programms Bayern2Radio bleiben, hieß es.

Wesentlicher Bestandteil des neuen Multimedia-Radios sei die breite Förderung junger, unbekannter deutscher Musiker, die gleichberechtigt neben bekannten Stars zu hören sein sollen. Mit der für Anfang 2007 geplanten neuen Jugendwelle soll ein Publikum bis 30 Jahre angesprochen werden, "das sich durch ein breites Musikinteresse auch außerhalb des Mainstream auszeichnet und an der bayerischen Kulturszene interessiert ist". Mit diesem Angebot realisiere der BR eine enge, programmübergreifende Vernetzung, sagte Hörfunkdirektor Johannes Grotzky.

Der Bestand des "Zündfunks" sei weder vom BR noch vom Rundfunkrat infrage gestellt worden, sagte Hans Gerhard Stockinger, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Medien der CSU-Landtagsfraktion, laut dpa. Die CSU-Mitglieder des Hörfunkausschusses unterstützten uneingeschränkt eine digitale Jugendwelle. Es müsse jedoch damit der Ausbau des digitalen Hörfunks in Bayern verbunden sein. Ulrike Gote, medienpolitische Sprecherin der Grünen, sagte, es könne nicht Ziel bayerischer Rundfunkpolitik sein, die Elektronikbranche zu subventionieren, indem der digitalen Technik zum Durchbruch verholfen wird.

Um die Zukunft des populären "Zündfunks", der vor allem für seine Sendungen bekannt wurde, die pop-kulturelle und jugendpolitische Entwicklungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten, gibt es seit einiger Zeit heftige Auseinandersetzungen. Befürchtet wurde vor allem die Abschiebung ins digitale Niemandsland – als Sendung, die nur noch über das kaum verbreitete digitale Radio DAB zu empfangen wäre, hätte sie besonders unter der jugendlichen Zielgruppe kaum noch Hörer.

Gegen die Pläne des BR hatten Musiker ebenso wie Hörer mobil gemacht. Mit den nun vorgestellten Plänen der Radiostation dürften die Befürchtungen allerdings noch lange nicht aus der Welt geschafft sein. Die Zukunft von DAB ist beispielsweise unter den Landesmedienanstalten umstritten; und ob es absehbar auch für Jugendliche bezahlbare Empfangsgeräte geben wird, ist trotz der Pläne des BR zum Ausbau des Inhaltsangebots für DAB keineswegs gesichert.

Siehe dazu in Telepolis: