ZDF-Intendant: Digitalisierung stärkt öffentlich-rechtliche Sender
Da sich das kommerzielle Fernsehen immer mehr Richtung Bezahl-TV entwickle, würden die frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Sender an Bedeutung gewinnen, sagte Markus Schächter beim "Medientreffpunkt Mitteldeutschland".
Die Medienpolitik hinkt derzeit nach Ansicht von ZDF-Intendant Markus Schächter der technologischen Entwicklung hinterher. "Wir sind an einer Zeitenwende. In den nächsten vier Jahren wird sich das Medium mehr verändern als in den letzten vier Jahrzehnten", sagte Schächter beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland am heutigen Mittwoch in Leipzig. Leider hätten bislang nicht alle Staatskanzleien in den 16 Bundesländern die Weichen entsprechend gestellt und die Brisanz des Themas erkannt. Da sich das kommerzielle Fernsehen immer mehr Richtung Bezahl-TV entwickle, würden die frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Sender an Bedeutung gewinnen, sagte Schächter.
"Wir sind per se ein über Gebühren finanziertes offenes, diskriminierungsfreies, unverschlüsseltes Fernsehen für die Zukunft", sagte er bei der Vorstellung des Positionspapiers "Der Wert des ZDF für die Menschen in Deutschland". Das knapp 80-seitige Dossier soll sich vor allem an Politiker wenden und zeigen, dass sich der Mainzer Sender vom Unterhaltungsdampfer der 80er-Jahre zu einem informationsorientierten Sender entwickelt habe. Der Informationsanteil des ZDF liege mit 50 Prozent am Programm höher als bei jedem anderen Sender in Deutschland.
Mit der Digitalisierung kämen auf die öffentlich-rechtlichen Sender neue Herausforderungen zu. "Wir brauchen Regelungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die seinen verfassungsmäßigen Rang unter den neuen technischen Möglichkeiten sichern", forderte der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Udo Reiter. Im Fokus stehe die zeit- und ortsunabhängige Nutzung. "Das ist für uns eine Herausforderung, attraktive Angebote zu bieten, wie es sie schon heute im Hörfunk gibt", sagte Reiter. Eine bloße Übertragung bestehender Inhalte schloss der Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT), Jürgen Doetz, hingegen aus. "Die neue Plattform braucht neue Inhalte", sagte er.
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(dpa) / (jk)