Debatte um Nano-Regulierung in den USA

Seit Ende März sechs Menschen mit Atemproblemen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, nachdem sie ein Haushalts-Versiegelungsprodukt namens Magic Nano verwendet hatten, reißt die Diskussion um die Gefahren der Nanotechnologie nicht ab.

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Die Debatte um die Gefahren der Nanotechnologie reißt nicht ab, seitdem Ende März sechs Menschen mit Atemproblemen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, nachdem sie ein Haushalts-Versiegelungsprodukt namens "Magic Nano" verwendet hatten. Zwar war recht schnell klar, dass die Probleme mit dem Spray nicht auf das Konto von Nano-Partikeln gehen. Wissenschaftler fordern nun aber standardisierte Testverfahren, um die Gefährlichkeit von Nanopartikeln beurteilen zu können.

Die meisten Toxikologen sind sich einig, dass man diese Nanopartikel nicht als grundsätzlich gefährlich, aber auch nicht als grundsätzlich sicher bezeichnen kann. Ihre chemische und physische Zusammensetzung, die sie für neue Anwendungen so wertvoll macht, kann sie in Sachen Gesundheitsgefahr jedoch deutlich von ihren "großen" Brüdern unterscheiden. Stoffe, die normalerweise eine recht kleine Oberfläche besitzen, sind in Form einer Ansammlung von Nanopartikeln plötzlich deutlich reaktiver.

Günter Oberdörster, Toxikologe an der University of Rochester, konnte beispielsweise nachweisen, dass verschiedene Arten von Kohlenstoff-Nanopartikeln zwischen 30 und 35 Nanometern Durchmesser durch den Geruchsnerv von Nagetieren bis ins Gehirn gelangen können. "Es besteht die Möglichkeit, dass Nanopartikel auf Grund ihrer geringen Größe Bereiche des Körpers erreichen, zu denen große Partikel nicht gelangen können. Sie können Barrieren überwinden und dann letztlich reagieren", sagt Oberdörster.

Der Wissenschaftler fordert deshalb "einen stufenweisen Ansatz" zur Entwicklung standardisierter Testverfahren. "Das beginnt bei nichtzellularen Studien der Reaktivität der Partikel und führt über Zellstudien im Reagenzglas bis hin zu Lebendversuchen an Tieren. Wir müssen feststellen, ob bestimmte Partikel harmlos sind und andere reagieren, dann können wir neue Partikel gegen sie testen", sagt Oberdörster.

Neben all den Problemen auf der Wissenschaftsseite ergeben sich in den USA jedoch auch regulatorische Probleme. Allein drei Behörden sind dort zuständig: Die Gesundheitskontrollbehörde FDA untersucht medizinische Produkte mit Nanomaterialien, die Arbeitsschutzbehörde ist für die Sicherheit bei der Produktion zuständig und die Umweltschutzbehörde EPA ist für die Überwachung potenzieller Umweltgefahren durch Nanozusätze verantwortlich.

Laut einer Studie des Project on Emerging Nanotechnologies in Washington waren im März bereits über 200 Produkte im Handel, die angeblich Nano-Materialien enthielten. Nahezu allen Produkten gemeinsam ist, dass der Nanoanteil jeweils nicht intensiv auf seine Sicherheit getestet wurde.

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