Mobilfunk-Netzausrüster trommeln für Managed Services

Vom Stiefkind der Branche haben sich Netzbetrieb und Outsourcing für Telecom-Firmen zu einem Umsatzbringer gemausert. Nokia verspricht den Carriern Effizienzgewinne, wenn sie bislang selbstgestrickte Prozesse auslagern.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Discount-Welle bei Mobilfunkangeboten zwingt die Mobilfunk-Anbieter, verstärkt auf die laufenden Betriebskosten zu achten. Eine Auslagerung des Netzbetriebs – teilweise oder zur Gänze – und anderer für Telecom-Firmen typischer Prozesse kann zu erheblichen Einsparungen bei den OPEX (Operational Expenditures) wie Aufwendungen für Material, Personal und sonstige Betriebskosten führen. Diese Meinung vertritt zumindest Nokia-Manager Michael Hofmann, der vor seinem Wechsel zur Netzwerk-Sparte der Finnen drei Jahre lang für die Telekom-Tochter T-Systems tätig war.

In einem Pressegespräch, das allerdings keine neuen Details zur jüngst beschlossenen Fusion der Netzwerk-Abteilungen von Nokia und Siemens ergab, zeichnete Hofmann die Entwicklung des Geschäfts mit Managed Services vom Stiefkind zum Zukunftsgeschäft der Telecom-Ausrüster nach. Als Infrastruktur-Ausrüster hätten die Finnen, die vor allem als weltweite Nummer eins im Handy-Geschäft bekannt sind, in den 1990er Jahren, als reihenweise neue GSM-Netzbetreiber an den Start gingen, vor allem mit den Marktneulingen kooperiert. Auf diese Weise habe man gemeinsam mit Kunden wie E-Plus gemeinsame Erfahrungen beim Aufbau und Betrieb von Telecom-Netzen gesammelt. Heute verfüge Nokia über eine Palette von Applikationen, die auch bei Festnetz-Carriern zum Einsatz kämen.

Zu den Referenzkunden zählt der österreichische Mobilfunker Mobilkom / A1, der die Implementierung und den Betrieb seines Push-to-talk- PoC-Angebots Nokia übertragen hat. Österreichische Handy-Kunden können seit 2004 PoC-basierte Walkie-talkie-Funktionen nutzen. Die Alpenrepublik zählt damit zu den innovativsten Mobilfunkmärkten weltweit und ist zugleich seit Jahren Schauplatz von Preisschlachten der Anbieter. Was die Kunden freut, müssen die Anbieter durch eine scharfe Kontrolle der OPEX erwirtschaften, um zu überleben.

Inzwischen nutzten rund 300 Telecom-Anbieter Managed Services der Finnen, und zwar auch solche, die keine Hardware aus Helsinki geordert haben. Auch andere Telecom-Ausrüster setzen auf Managed Services. Die schwedische Ericsson, die nach dem Platzen etlicher UMTS-Träume über zwei Jahre hinweg rote Zahlen schrieb, ehe sie im Herbst 2003 wieder einen Quartalsgewinn ausweisen konnte, hat aus der damaligen Ertragsnot eine Tugend gemacht und zahlreiche Managed-Service-Aufträge an Land gezogen, darunter von TeliaSonera und dem britischen Mobilfunker 3UK zum Betrieb und Ausbau seines UMTS-Netzes sowie zur Unterhaltung der kompletten IT-Struktur.

Die Hutchison Whampoa gehörenden Mobilfunkanbieter namens "3" sind erst mit der Vergabe von UMTS-Lizenzen in den europäischen Markt eingetreten. Daher fehlen ihnen Bestandskunden aus der GSM-Ära oder Festnetzkunden von Konzernschwestern. Um sich von den alteingesessenen Anbietern zu abzuheben, müssen Anbieter wie 3 an der Preisschraube drehen oder Kunden mit attraktiven 3G-Diensten wie Streaming oder positionsbezogene Dienste (Location Based Services) locken, die sich als Managed Service auslagern lassen.

Mit Blick auf die Verlagerung des Geschäftsbereichs "Managed Services" nach Indien versucht Nokia-Manager Hofmann die Ängste um einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen bei Telecom-Firmen zu relativieren. Bei der Entscheidung, mit dem Global Networks Solutions Center diese Aktivitäten im indischen Chennai zu konzentrieren, hätten Personalkosten nur eine "marginale Rolle" gespielt. Selbst in der geplanten Endausbaustufe des Zentrums seien dort nur einige hundert Personen beschäftigt. Hingegen blieben klassische ortsgebundene Aufgaben ("field services") naturgemäß im Land des Telecom-Anbieters – beispielsweise die Wartung oder die Installation neuer Telecom-Hardware. (ssu)