Verbraucher nehmen gefälschte Produktangebote im Internet unkritisch hin

Anhand der Versteigerungen von Marken-Parfums bei eBay haben Wissenschaftler der Universität Mainz untersucht, wie sich Produktfälschungen ausfindig machen lassen und welche Maßnahmen bei der Bekämpfung helfen könnten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 443 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Fälschungen von Markenware – die so genannte Produktpiraterie – haben sich zu einem massiven Problem in nahezu allen Bereichen entwickelt. Zwischen den Jahren 1998 bis 2004 hat sich die Zahl der vom Zoll beschlagnahmten Fälschungen hierzulande um das Tausendfache erhöht. Ein Großteil der Importe, die hauptsächlich aus China kommen, dürfte den Behörden dabei entgangen sein.

Waren ursprünglich in erster Linie Luxusgüter wie Uhren, Parfums und Designer-Textilien von Fälschungen bedroht, erfasst das Problem heute praktisch alle Produktsegmente. Forscher der Johannes Gutenberg Universität Mainz haben nun in einer exemplarischen Studie untersucht, wie sich Produktfälschungen aufspüren lassen, wie Verbraucher auf die Plagiate reagieren und wie mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems aussehen könnten.

Unter der Leitung von Professor Dr. Frank Huber haben die Wissenschaftler dazu einen Monat lang Angebote des Markenparfums "Davidoff Cool Water Deep 100 ml" auf eBay verfolgt. Ausgewertet wurden insgesamt 248 Auktionen mit 256 Angeboten des Produktes. Dabei fanden die Mitarbeiter des Lehrstuhl für Marketing der Universität Mainz einen erschreckend hohen Anteil von Fälschungen: Nur 7 Prozent der angebotenen Parfums waren Originale. Trotz teilweise nur geringer Unterschiede seien die Fälschungen "vor allem anhand äußerer Merkmale wie dem Gewicht der Flasche, dem aufgedruckten Schriftzug oder einer nicht üblichen Wölbung im Flaschenboden" leicht zu erkennen gewesen.

Besorgt äußerten sich die Forscher auch über das unkritische Verhalten der Käufer bei den untersuchten Auktionen. In 99 Prozent der Fälle vergaben die Käufer positive Bewertungen und waren sich offensichtlich nicht bewusst, geprellt worden zu sein. Nur in Einzelfällen äußerten die Käufer den Verdacht, einer Fälschung aufgesessen zu sein und vergaben negative Bewertungen für die Anbieter.

Auf Seiten der Verkäufer registrierten die Mainzer Forscher gezielte Verschleierungstaktiken. So seien beispielsweise die Angebotsprofile stets so gewählt worden, dass die Rückverfolgung von Artikeln und die Beschaffung von Informationen unmöglich gemacht wurden. Mit einem Bewertungsprofil vom Typ "privat" wurde zudem der Zugriff anderer Nutzer auf die Kommentare unterbunden.

Als Resümee der Studie appelliert Professor Dr. Huber einerseits an die Hersteller, durch Aufklärungsarbeit zum Thema Produktfälschungen mehr Sensibilität beim Verbraucher zu schaffen. Von den Auktionsplattformen würden sich die Wissenschaftler im Kampf gegen gefälschte Angebote zudem mehr Transparenz bei den Versteigerungen wünschen. (map)