Hintergrund: CSS-geschĂĽtzte DVDs aus Online-Angeboten

Dass das Brennen legal aus dem Netz geladener Filme mit dem CSS-VerschlĂĽsselungsstandard fĂĽr DVDs abgesichert werden soll, sorgt fĂĽr Irritationen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Nach der Meldung des Branchendienstes Video Business, wonach sich Hollywood-Studios und Technikfirmen darauf geeinigt hätten, das Brennen legal aus dem Netz geladener Filme mit dem Content Scrambling System für DVDs abzusichern, reißen die Diskussionen um die CSS-Discs nicht ab. Immerhin ließen sich solche Scheiben mit den derzeit verfügbaren Brennern und Rohlingen nicht anfertigen. Zur Erinnerung: Hollywood hatte extra darauf gedrungen, dass sich auf DVD-Rohlinge keine CSS-Master-Keys schreiben lassen, um 1:1-Kopien zu verhindern. Nun umfassen die neuen Pläne für das Brennen von Download-Filmen aus Online-Portalen, bereits mit einem CSS-Schlüssel versehene Leerscheiben auf den Markt zu bringen.

Allgemein sorgt die Idee, das bereits seit Jahren geknackte CSS einzusetzen, bei vielen Anwendern für Verwunderung. Hier zeigt sich aber eine typische Denkweise Hollywoods: Für die Studios kommt es eben nur darauf an, dass sich wenigstens einige Durchschnittsanwender durch CSS vom Kopieren abhalten lassen. Entsprechend lässt sich dies auch auf den beim digitalen Videoausgang HDMI eingesetzten Kopierschutz HDCP umsetzen: Mag es dem niederländischen Kryptografie-Experten Niels Ferguson auch bereits 2001 gelungen sein, HDCP zu knacken, so wird dies den Einsatz des Kopierschutzes nicht stoppen. Hollywood reicht es, dass das Hochgeschwindigkeits-Hardware-Chiffrierverfahren Otto Normalverbraucher beim Anfertigen von Kopien behindert.

Auch die Tatsache, dass sich das vergleichsweise schwache CSS gegen neuere und stärkere Kopierschutzverfahren wie fluxDVD durchsetzen konnte, heizt die Spekulationen an. Die Hollywood-Studios hatten schließlich zuvor monatelang darauf bestanden, dass die so genannten Download-and-Burn-Dienste über höhere Sicherheitsfunktionen verfügen, als sie CSS bietet. Wenn nun vorgebracht wird, dass man auf CSS setze, weil die selbst gebrannten Silberscheiben problemlos auf allen gängigen Abspielgeräten liefen, kommen Kritiker zu dem Umkehrschluss, dass dies mit den neueren Verfahren nicht gewährleistet sei.

Untermauert wird diese Theorie nun offenbar durch einen Ars-Technica-Artikel, in dem ein anonymer Experte zu Wort kommt, der das bei CinemaNow eingesetzte fluxDVD-Verfahren untersucht haben will. Hierbei soll herausgekommen sein, dass der Kopierschutz so viele absichtliche Fehler generiere, dass die Fehlerrate im besten Fall letztlich nur knapp unter dem Wert liege, den die meisten Standalone-DVD-Player noch korrigieren könnten. Im schlimmsten Fall würde diese Schwelle sogar überschritten. Das Fazit des Experten fällt entsprechend negativ aus: Ein von CinemaNow heruntergeladener und auf DVD gebrannter Film dürfte sich auf den meisten Playern nicht problemlos wiedergeben lassen.

Auf Nachfrage von heise online wies Volkmar Breitfeld von ACE, dem Unternehmen hinter dem bei CinemaNow eingesetzten Kopierschutz fluxDVD, diese Behauptung zurück. Tatsächlich seien vor der Markteinführung von einem Testcenter umfangreiche Kompatibilitätstest durchgeführt worden. Seit dem Start im Mai 2006 habe es zudem noch keinen DVD-Player gegeben, der mit fluxDVD Probleme gehabt habe. Schwierigkeiten seien lediglich mit älteren Playern aufgetreten, die generell keine DVD-R-Scheiben wiedergeben konnten. Breitfeld forderte Interessenten auf, sich selbst ein Bild zu machen – ein Testfile stünde auf der Startseite der fluxDVD-Website kostenlos zum Download zur Verfügung. (nij)