Tauschbörse für TV-Streams soll nun doch starten [Update]

Nach langem juristischem Gerangel soll am 1. September das Programm Cybersky-TV, das einen Peer-to-Peer-Dienst für Fernsehstreams ermöglich, zum Download bereitstehen.

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Von
  • Nico Jurran

Nach langem juristischen Gerangel soll am 1. September das Programm Cybersky, das einen Peer-to-Peer-Dienst für Fernsehstreams ermöglich, zum Download bereitstehen. Auslöser für den Rechtsstreit um die Software waren urspünglich Klagen des Pay-TV-Senders Premiere gegen ein Programm der Koblenzer Softwarefirma TC Unterhaltungselektronik AG (TCU) namens "ByteTornado". Es bildet die Grundlage für die angekündigte Tauschbörse "Cybertelly" beziehungsweise dessen angeblich "anonyme und unkontrollierte (unzensierte)" Variante "Cybersky" (inzwischen "Cybersky-TV", kurz "CTV"). Laut TCU erreiche die Tauschbörse Downloadraten von 600 kBit/s, wodurch "sogar TV-Sender in Echtzeit getauscht werden können".

Premiere störte sich daran, dass sich die Software auch dazu einsetzen ließe, um ihre kostenpflichtigen Programme nach der Dekodierung im PC über das Internet zu verteilen. Der Sender erwirkte daher Ende 2004 vor dem Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung, wonach es dem Unternehmen zunächst verboten wurde, die Technik zu verbreiten. Laut Guido Ciburski, Mit-Gründer und CEO von TCU, kann Premiere das "totale Vertriebsverbot" nun nicht länger durchsetzen. Am 13. Juni 2006 sei Premiere vom Landgericht Hamburg "zur Zahlung von 500.000 Euro verurteilt" worden, um die Vollstreckung der Einstweiligen Verfügung aufrechtzuerhalten. Diese Zahlung sei jedoch "zu spät beziehungsweise bislang noch gar nicht" erfolgt. Der Pay-TV-Sender Premiere lehnt eine Stellungnahme ab.

[Update: Bei der genannten Summe dürfte es sich eher um die Sicherheitsleistung für die sofortige Vollstreckung des in der Hauptsache ergangenen Urteils gegen TCU handeln. Gegen dieses Urteil hat TCU nach Kenntnis von heise online mittlerweile Berufung eingelegt. Zuvor hatte Premiere in zwei einstweiligen Verfügungsverfahren obsiegt.]

Offenbar ist es aber mittlerweile gar nicht mehr geplant, Premiere über CTV zu verbreiten. So ist in der Pressemitteilung zu lesen, dass Premiere für CTV "völlig uninteressant" sei. Ciburski wird mit den Worten zitiert: "Wir haben nicht in die Software-Entwicklung investiert, um ständige Spielfilm-Wiederholungen anschauen zu können." Das Spannende an CTV sei "nicht die Möglichkeit, ein paar Euro Abogebühren zu sparen, sondern dass wir mal von diesem TV-Einheitsbrei wegkommen". "Free Speech auch im Bereich Fernsehen wird mit Sicherheit neue unterhaltsame Formate erzeugen. Endlich kann jeder senden, was er möchte. Oder empfangen wo er möchte: Im Büro, unterwegs, weltweit, überall wo es Internet gibt", meint Ciburski weiter. Fraglich ist allerdings, wie verhindert werden soll, dass CTV-Benutzer entschlüsselte Premiere-Programme einspeisen. Bislang haben die Entwickler des Peer-to-Peer-Dienstes jedenfalls noch keine Erklärung abgegeben, wie dies technisch realisiert werden könnte. Insoweit dürfte Premiere auch weiterhin auf ein Verbot bestehen. (nij)